Hintergrund - 09.05.2019 - 00:00 

Zweckbindung von Kapital: Abwägung der Bedürfnisse von Gesellschaft und Geschäftswelt

Stellvertretender Ministerpräsident Heng Swee Keat über die Art und Weise, wie seine Regierung Singapur auf die Zukunft vorbereitet.
Quelle: HSG Newsroom

9. Mai 2019. Heng Swee Keat, Stellvertretender Ministerpräsident und Finanzminister Singapurs, wandte sich an das Plenum des 49. St.Gallen Symposiums. In den letzten paar Tagen führte Heng eine Delegation von Regierungs- und Wirtschaftsvertretern an, die sich auf einer Studienreise befindet, um sich mit schweizerischen Unternehmen, Entscheidungsträgern und Forschungsinstituten auszutauschen und dabei mehr über die Stärken der Schweizer Produktivität sowie über Forschung und Entwicklung zu erfahren.

In seiner Podiumsdiskussion sprach Heng einleitend über seine eigenen Ansichten zu globalen Themen. «Wir leben in einer Zeit der Ungewissheit. Wir erleben eine Periode sehr bedeutsamen Wandels… in unseren Glaubenssystemen, in unserer Politik, und man fühlt eine grosse Unsicherheit auf der ganzen Welt.» Er ist der Meinung, dass es diesbezüglich viele Einflussfaktoren gibt, und glaubt, dass wir uns von der Globalisierung abwenden, weil wir das Gefühl haben, die Globalisierung habe viele Menschen links liegen lassen und in unserer Welt ein grösseres Mass an Ungleichheit geschaffen.

Dieses Problem wird noch dadurch verschärft, dass viele Teile der Welt zur Zeit einen bedeutenden demografischen Wandel durchmachen – d.h. schlicht und einfach altern. Singapur gehört dazu wie auch China, Japan und der Grossteil des Westens… Also werden wir unsere Schwerpunkte anders setzen müssen.

Wirtschaftlicher Wandel

Heng wies darauf hin, dass Chinas Wandel und Wachstum bedeutsame Auswirkungen auf Singapur haben. Er ist regelmässiger Beobachter der Veränderungen in China, sowohl hinsichtlich der Wirtschaft als auch hinsichtlich der Demografie, und er wundert sich, ob China wohl zu Reichtum kommen wird, bevor es dafür zu alt ist.

Heng führte auch aus, dass Singapur weiterhin auf die Globalisierung setzt, insbesondere auch darum, weil der Handel in seiner Wirtschaft eine Hauptrolle spielt. Ein Problem, auf das man sich dieser Tage konzentriert, ist nicht der Schutz von Arbeitsplätzen, sondern der Schutz von Arbeitnehmenden – oder anders gesagt: Wie bereitet man die Erwerbstätigen auf die Arbeitsplätze der Zukunft vor?

Eine Methode zur Lösung dieses Problems besteht in Singapur darin, dass man die Zukunft der Arbeit offen und ehrlich erörtert. Die Regierung Singapurs bringt Wirtschaftsführer, die Industrie und die Gewerkschaften zusammen, um die Veränderungen zu diskutieren. Laut Heng geschieht dies in einer Umgebung, die Konfrontation vermeidet und den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wie kann sich Singapur verändern und seine Arbeitskräfte zur Bewältigung der Zukunft befähigen?

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