Veranstaltungen - 05.06.2017 - 00:00 

Wissenschaftscafé in St.Gallen: «CSIO ist für High Heels und Gummistiefel.»

Was steckt hinter dem internationalen Pferdesportanlass CSIO St.Gallen? Titus Guldimann, Prorektor der PH St.Gallen, diskutierte mit Gästen im Rahmen des Wissenschaftscafés im Textilmuseum über die Bedeutung und mögliche Weiterentwicklung der Veranstaltung.
Quelle: HSG Newsroom

6. Juni 2017. «Mit jährlich rund 450 Medienerwähnungen strahlt der CSIO über unsere Landesgrenzen hinaus», leitet Prof. Dr. Titus Guldimann das Podiumsgespräch ein. Zu Gast sind der ehemalige Springreiter Martin Fuchs, CSIO-Präsidentin Nayla Stössel und die Leiterin Standortförderung der Stadt St.Gallen Isabel Schorer. Moderator Guldimann spricht zu Beginn die Bedeutung der Veranstaltung an – Wer gewinnt? «Der CSIO ist für die gesamte Ostschweiz ein Gewinn», sagt Isabel Schorer. Aus Marketingsicht sei ein solcher Anlass dankbar, da er verschiedene Anspruchsgruppen bediene und viel Medienpräsenz generiere.

Präsidentin Stössel, die ihre Funktion ehrenamtlich ausführt, betont dabei die vielen benötigten Ressourcen: «Der CSIO bereitet mir sehr viel Freude. Aber es steckt auch viel Knochenarbeit dahinter. Ohne Sponsoren und unser Milizsystem mit zahlreichen Helferinnen und Helfer wäre eine Durchführung unmöglich.» Für Markus Fuchs, einer der erfolgreichsten Schweizer Profireiter mit entsprechend beeindruckendem Palmarès, hat der CSIO auch eine persönliche Note: «Der Auftritt vor heimischem Publikum war natürlich immer etwas Besonderes. Ausserdem wird es als eines der besten 5-Sterne-Turniere weltweit gehandelt.»

Für Fans und Familien – es fehlen die Jungen

Doch was unterscheidet den hiesigen CSIO von anderen? Präsidentin Stössel betont zwei Dinge: «Zum einen profitieren wir vom historischen Hintergrund. Zum anderen ist es die fast schon familiäre Stimmung am CSIO.» Eine unbewusste Verbindlichkeit führe dazu, dass viele mehr als nur einmal auftauchen würden. «Ausserdem ist der Event für alle – für High Heels und Gummistiefel», sagt Stössel. Die typischen CSIO-Gäste seien Pferdesportfans, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie spontane Freizeitbesucherinnen und -besucher.

«Mir fehlen die 18- bis 30-Jährigen», sagt Moderator Guldimann. Aus Sicht des Marketings hinterfragt Isabel Schorer, ob die genannte Gruppe überhaupt angelockt werden sollte, da deren Zahlbereitschaft eher tief sei. Ausserdem sei die Konkurrenz durch die vielen anderen Events sehr hoch. «Die Mischung aus elitär und bodenständig macht den CSIO so einzigartig.» Dem stimmt Stössel zu, fügt jedoch an, dass sie offen für Vorschläge ist, wie die Jungen an den CSIO geholt werden könnten. «Bis anhin haben wir nicht bewusst Massnahmen dafür ergriffen.» Titus Guldimann lässt nicht locker und wirft daraufhin die Idee in den Raum, einen zusätzlichen Schauplatz für junge Reitende aus der Region zu schaffen, um sich zu präsentieren. Markus Fuchs gefällt die Idee, er würde aber das Programm allgemein nicht zu sehr überladen. Nayla Stössel erklärt: «Es gibt Möglichkeiten. Es laufen bereits erste Gespräche.» Genaueres könne sie aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Sponsoring ist eine Herausforderung

Ein weiteres Thema des Abends war die Finanzierung des CSIO. Moderator Guldimann stellt die These auf, dass es immer schwieriger werde, Sponsorengelder zu finden. «Das stimmt», sagt Isabel Schorer, «das hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Viele haben Zukunftsängste, deshalb wird gespart.» Als Erstes natürlich im Sponsoring. CSIO-Präsidentin Stössel bestätigt die Herausforderung der Sponsoring-Akquise: «Die Ticketpreise alleine reichen nicht für die Nullrechnung, weshalb wir auf zusätzliche Mittel angewiesen sind.»

Die Preise erhöhen sei aber keine Option, da sonst die Gefahr bestehe, mehr in den elitären Sektor abzuweichen. Guldimann wundert sich, weshalb nur ein Textilsponsor auf der Liste zu finden ist – obwohl St.Gallen doch bekannt als das Textilland schlechthin sei. Verpasste Chance? «Wir hatten immer wieder Berührungspunkte mit Textilunternehmen», sagt Stössel, «dabei ging es aber mehr um Dekoration oder Unterhaltung.» Ein Grund für fehlendes finanzielles Sponsoring aus dieser Branche sei, dass sich die historischen Sitze dieser Firmen zwar hier befinden, deren Zielgruppen aber oft vorwiegend im Ausland seien.

Die Organisatoren des Wissenschaftscafés sind die drei Hochschulen Universität St.Gallen, Fachhochschule St.Gallen und die Pädagogische Hochschule St.Gallen, zusammen mit der Stiftung Science et Cité.

Foto: © katiastuppia.ch/csio.ch

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