Veranstaltungen - 21.03.2019 - 00:00 

START Summit 2019: «Wir dürfen nicht nur abstrakte Algorithmen sehen»

Auf dem START Summit 2019 sprach Igor Perisic, Chief Data Officer bei LinkedIn, über neue Möglichkeiten durch KI, gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und den Unterschied zwischen Europa und Silicon Valley.
Quelle: HSG Newsroom

21. März 2019. Daten waren für ein Unternehmen immer schon von zentraler Bedeutung, denn Zahlen und Statistiken geben Auskunft darüber, ob und wie erfolgreich es arbeitet und sich am Markt bewährt. Was sich mit der Geburt des Internets vor 30 Jahren jedoch verändert hat, ist die Komplexität der Daten. «Mit dem Internet sind die Metriken regelrecht explodiert», erklärt Igor Perisic, Chief Data Officer bei LinkedIn. «Ein Unternehmen, das diese Daten heute nicht verarbeiten und für sich nutzen kann, ist verloren.» Perisic weiss, wovon er spricht. LinkedIn gehört zu den grössten sozialen Netzwerken und hat über 610 Millionen registrierte Nutzer in mehr als 200 Ländern – etwa 12 Millionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Von Europa ins Silicon Valley

Igor Perisic kommt ursprünglich aus Neuchâtel, arbeitet aber bereits seit mehr als zehn Jahren im Silicon Valley. Als Berater von swissnex San Francisco setzt er sich dafür ein, die Schweiz und Nordamerika in den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Kunst und Innovation zu vernetzen. Am Silicon Valley schätzt Perisic vor allem eine gemeinsame Einstellung: «Scheinbar Unmögliches wird als Möglichkeit, als Chance wahrgenommen. Ich dagegen bin noch in einer Umgebung aufgewachsen, in der man mit der Frage konfrontiert wurde: ‹Warum willst Du etwas machen, was doch sonst niemand macht?›»

Mehr Möglichkeiten durch KI

Vor dieser Frage stand Perisic auch zu Beginn seiner akademischen Karriere. Er bewarb sich an der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne gleichzeitig an den Departements für Mathematik und Computer Science und bekam zwei Zusagen. Vom Departement für Computer Science erhielt er den Hinweis, er solle sich aufgrund schlechter Berufsaussichten besser für ein anderes Fach entscheiden. «Zu dieser Zeit waren wir 120 Studierende», erinnert sich Perisic. «Heute wären 120 gut ausgebildete Fachkräfte auf diesem Gebiet nur ein Tropfen auf den heissen Stein.» Die Angst, das neue Technologien und der Einsatz von KI Jobs gefährdeten, teilt Perisic nicht. Weit in die Zukunft könne man ohnehin nicht schauen, aber er selbst sei optimistisch, dass durch den technologischen Fortschritt mehr Möglichkeiten entstünden als verloren gingen.

Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen

Wichtiger in Bezug auf neue Technologien ist für Perisic die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen: «Wir dürfen nicht nur abstrakte Algorithmen sehen, sondern müssen den Menschen in den Vordergrund stellen.» Auch müsse man aufpassen, mit welchen Daten man die Algorithmen füttere. Eine KI lerne im Grunde wie ein Mensch – von denjenigen Inputs, die ihr zur Verfügung stünden. «Daten, mit denen eine KI gefüttert wird, können stark fehlerhaft sein. Hier muss man sehr vorsichtig sein.» Hier gäbe es zwar noch einiges zu tun, aber er sei angesichts der künftigen Generation von Entrepreneurs durchaus optimistisch. Auf die Frage, welche Ratschläge er ihnen geben könne, antwortet er mit einem Lächeln: «Habt keine Angst, etwas auszuprobieren und zu scheitern. Haltet durch und macht weiter. Und hört nicht auf Menschen, die so alt sind wie ich. Wir haben einen anderen Blick auf die Welt.»

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