Campus - 21.12.2017 - 00:00 

Kooperation mit Spitex: Studierende engagieren sich für ältere Menschen

Seit 10 Jahren findet der Kurs «Soziales Engagement in Praxis und Theorie» an der HSG statt. Er beinhaltet ein soziales Praktikum, bei dem sich Studierende in Kooperation mit Spitex für ältere Menschen in St.Gallen einsetzen. Von Studentenreporterin Tabea Stöckel.
Quelle: HSG Newsroom

21. Dezember 2017. Vor zehn Jahren begleitete ein Reporter des St.Galler Tagblatts die Spitex für einen Tag und berichtete über die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens und der dadurch knapper werdenden Zeit für den sozialen Austausch. Dr. Anna-Katharina Klöckner, Lehrbeauftragte der Universität St.Gallen, las diesen Artikel und überlegte sich, ob eine Einbindung von HSG-Studierenden im Rahmen eines Praktikums dieser zunehmenden Isolation entgegenwirken könnte. Sie kontaktierte Andrea Hornstein, Geschäftsleiterin der Spitex St. Gallen-Ost. Angetan von der Idee forderte sie als Prämisse für die Zusammenarbeit, dass Studierende dieses Praktikum nicht auf freiwilliger Basis absolvierten. Der infolgedessen konzipierte Kurs traf zunächst auf Widerstand von Seiten der Universität, da es für ein solches Modul bislang kein Gefäss gab. Doch Klöckner und Hornstein gaben nicht auf und mit der Unterstützung des ehemaligen HSG-Rektors Peter Gomez findet der Kurs «Soziales Engagement in Praxis und Theorie» nun seit zehn Jahren statt.

Studierende und ältere Menschen profitieren

Mittlerweile wird der Kurs jedes Semester mit jeweils 14 Studierenden durchgeführt. Nach einer Einführung und einer Vorstellung durch die Spitex sind die älteren Personen und Studierenden frei in der Ausgestaltung des Praktikums. Die Aktivitäten richten sich nach den Bedürfnissen und Kapazitäten der Seniorinnen und Senioren und reichen von der Erledigung von Besorgungen, dem Erlernen des Umgangs mit dem Computer bis hin zu angeregten Gesprächen. Alternativ engagieren sich die Studierenden im Spitex-Tagesheim «Notkerstübli» in der Aktivierung Demenzkranker. Das Projekt ist nicht fremdfinanziert und der Mehraufwand wird durch freiwilliges Engagement der Geschäftsleitung und Eigenfinanzierung der Spitex gedeckt. Während der grosse Mehrwert dieses Praktikums nicht in Zahlen gemessen werden kann, zeigen die Seniorinnen und Senioren ein höheres Selbstwertgefühl durch den Austausch mit den jungen Leuten. Die Studierenden werden im Gegenzug sensibilisiert durch den Kontakt mit der älteren Bevölkerung für Themen wie Isolation, Demenz und Abschiednehmen im Alter.

Sensibilisierung für gesellschaftliche Bedürfnisse

Ziel des Kurses ist, bei den Studierenden eine Sensibilisierung für gesellschaftliche Bedürfnisse anzustreben sowie sich mit eigenen Werten auseinanderzusetzen. Während Klöckner mit früheren Co-Dozenten wie dem ehemaligen Studiensekretär Hans-Ueli Bösch ethische und mit Timon Beyes soziologische Aspekte in den Kurs einbrachte, fokussiert sie sich mittlerweile mit ihrer Führungsseminar-Expertise auf den betriebswirtschaftlichen Input und fördert reflexive Kompetenzen der Studierenden. So ist als Prüfungsleistung abgesehen von einer Seminararbeit auch ein Reflexionsbeitrag von den Studierenden über die Besuche bei den älteren Menschen gefordert. Im Abschlussgespräch lassen die Studierenden das vergangene Semester Revue passieren und erzählen, was sie bewegt hat. Alle sind sichtlich ergriffen von ihren Erfahrungen, dies auf einem viel persönlicheren Niveau als in anderen Kursen.

Kurs erhält Preis als Generationenprojekt

Die Studierenden müssen für ein erfolgreiches Abschliessen des Kurses mindestens 50 Stunden in ihr soziales Engagement investieren. Trotz dieses erheblichen Aufwandes äussern sich die Studierende durchweg positiv und loben die Sinnhaftigkeit des Kurses, welcher Platz für ethischen Diskurs schafft. Dies wusste auch Migros Kulturprozent zu würdigen und zeichnete den Kurs als eines von fünf Generationenprojekten im Jahre 2016 aus. Mehrere Bachelorarbeiten sind aus dem Praktikum heraus entstanden, so unter anderem das Projekt BeneWohnen, bei welchem Seniorinnen und Senioren Wohnraum zur Verfügung stellen im Gegenzug Studierende Zeit mit ihnen verbringen, sowie die Online-Plattformen Benedu und Volunty. Hornstein und Klöckner zeigen sich erfreut darüber, wie ihr Projekt Fuss gefasst hat und das Kursangebot der Universität St.Gallen um einen sozialen Aspekt bereichert.

Tabea Stöckel studiert International Affairs an der Universität St.Gallen.

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