Forschung - 06.12.2017 - 00:00 

Keine Entspannung im Einkaufstourismus

Trotz dem nicht mehr ganz so starken Schweizer Franken kaufen Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten auch 2017 weiterhin gerne im Ausland ein und geben dort Milliarden Franken aus. Insbesondere der Online-Einkaufstourismus hat deutlich zugenommen. Dies zeigt die jüngste Erhebung des Forschungszentrums für Handelsmanagement an der Universität St.Gallen.
Quelle: HSG Newsroom
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6. Dezember 2017. Prof. Dr. Thomas Rudolph, Dr. Liane Nagengast und Frauke Nitsch vom Forschungszentrum für Handelsmanagement an der Universität St.Gallen (IRM-HSG) haben nach 2015 auch in diesem Jahr die betroffenen fünf Schweizer Detailhandelsbranchen Lebensmittel, Drogerie, Bekleidung, Sport und Einrichtung untersucht. Im Vergleich zu 2015 steigt der Verlust des Schweizer Detailhandels durch den Einkaufstourismus in diesen Branchen um fast 10%. Betrug der geschätzte Verlust 2015 noch 8,3 Milliarden Franken, sind es 2017 bereits 9,1 Milliarden Franken. Vor allem der zunehmende Online-Einkaufstourismus stellt die Schweizer Händler vor neue Herausforderungen.

Weniger Schweizer Konsumenten kaufen mehr

Im Jahr 2017 fahren zwar insgesamt etwas weniger Konsumenten (insbesondere aus der Innerschweiz) ins Ausland zum Einkaufen, der durchschnittliche Warenkorb hat jedoch zugenommen. Insbesondere für ältere Konsumenten ist es populärer geworden, im Ausland einzukaufen. Das Einkommen spielt dabei keine Rolle.

Routine beim Einkauf im Ausland
In den grenznahen Kantonen kauft bereits mehr als die Hälfte der Schweizer Konsumenten aus Gewohnheit im Ausland ein. Besonders beliebt sind Drogerieartikeln. Diese Zunahme an Gewohnheitskäufen ist für Schweizer Anbieter bedenklich. Wenn Gewohnheiten entstehen, sind diese langfristig nur schwer wieder zu ändern.

Online-Einkaufstourismus ist stark auf dem Vormarsch
Während 2015 nur knapp 30 Prozent der Konsumenten bei ausländischen Anbietern im Internet bestellt haben, waren es 2017 bereits 37 Prozent. Auch hier bestellen Konsumenten – vor allem aus den Kantonen der Innerschweiz – häufiger und mehr. Durchschnittlich betrachtet kaufen sie in den fünf besonders betroffenen Branchen schon 23 Prozent ihres Bedarfs bei ausländischen Online-Anbietern. Aber auch in den grenznahen Kantonen ist der Online-Einkaufstourismus stark angestiegen. Konsumenten kaufen vor allem Kleidung und Sportartikel.

Senkung der Mehrwertsteuer-Freigrenze würde Einkaufstourismus erheblich abschwächen
Mittelfristig könnte eine Senkung der Mehrwertsteuer-Freigrenze den Einkaufstourismus eindämmen. Aktuell beträgt der MwSt.-Freibetrag für die Einfuhr von Waren in die Schweiz 300 Franken (Nettowarenwert). Würde die Mehrwertsteuer-Freigrenze auf 50 Franken abgesenkt werden, prognostizieren die Forschenden einen Rückgang des Einkaufstourismus um bis zu ein Drittel.

Bild: Fotolia / oneinchpunch

 

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