Campus - 16.06.2016 - 00:00 

HSG-Studierende beraten die Stiftung Suchthilfe St.Gallen

Auf den ersten Blick sind sie zwei ungleiche Partner. Bei genauerem Hinsehen erkannten die Studierenden der HSG und die Stiftung Suchthilfe, dass ein gemeinsames Projekt für beide Seiten wertvoll sein konnte und sie näher zusammenbrachte. Ein Beitrag von HSG-Student Thomas Tarantini.
Quelle: HSG Newsroom

17. Juni 2016. Das Ziel der Stiftung Suchthilfe St.Gallen ist es, Menschen mit Suchtproblemen auf physischer, psychischer und sozialer Ebene zu helfen. Seit 1990 setzt sich die Organisation mit einem stetig wachsenden Angebot aktiv für die Behandlung und Bekämpfung verschiedener Abhängigkeiten ein. In ihrem Schaffen verfolgt die Stiftung eine Strategie, wie andere Unternehmen auch. Diese muss regelmässig weiterentwickelt werden. Mit dieser Aufgabe wandte sich der Geschäftsleiter der Stiftung, Jürg Niggli, im vergangenen Jahr an die Universität St.Gallen.

Die Aufgabenbearbeitung erfolgte im Rahmen eines Praxisprojekts im Master Unternehmensführung (MUG), in dem Gruppen von Studierenden jeweils während eines Jahres direkt mit einem Unternehmen zusammenarbeiten. Folglich setzte sich ein Team aus sechs MUG-Studierenden und ihr Betreuer Joachim Stonig, Doktorand am Institut für Betriebswirtschaftslehre, mit dem Auftrag von Jürg Niggli auseinander.

Eigene Ideen und Respekt vor Bestehendem

«Es war eine Herausforderung, die richtige Balance aus der vertrauten betriebswirtschaftlichen Sicht und der sozialen Mission der Stiftung zu finden, deren oberstes Ziel nicht Effizienz oder Geld ist», so Joachim Stonig. Das Team habe sich stets bemüht, eine geeignete Mischung aus eigenen Ideen und Respekt vor Bestehendem zu finden. Die Studierenden seien beeindruckt gewesen, dass ihr erlerntes Wissen auch auf ein Unternehmen des Sozialbereichs gut anwendbar gewesen sei. Die im Rahmen der Strategieentwicklung erarbeiteten Handlungsempfehlungen wurden von der Stiftung angenommen und teilweise bereits umgesetzt, was die Studierenden in ihrer Erkenntnis bestärke.

Die Handlungsempfehlungen lassen sich wie folgt gliedern: ein stärkerer Klientenfokus, eine Strukturierung der Vernetzung und eine Förderung der Integration der Süchtigen mit einem Ausbau des Angebots im Bereich Arbeits- und Freizeitprojekte. Ein stärkerer Klientenfokus meint hierbei, dass Menschen mit Suchtproblemen und ihre Angehörige, insbesondere durch die Website der Stiftung, direkter angesprochen werden müssen. So sollen konkrete Bedürfnisse dieser Personen adressiert werden, anstatt das Angebot der Organisation in den Vordergrund zu stellen. Die Strukturierung der Vernetzung erläutert Joachim Stonig wie folgt: «Nur über die Zusammenarbeit mit anderen privaten und öffentlichen Institutionen kann die Suchthilfe die Klienten ganzheitlich betreuen und die Rahmenbedingungen verbessern. Damit solche Kooperationen langfristig funktionieren, und nicht an personellen Wechseln scheitern, müssen sie von gewissen Formalitäten und Prozessen begleitet sein.» Dies sei besonders im stark personenbezogenen und vertrauensbasierten Sozialbereich eine grosse Herausforderung.

Ähnliche Projekte sind möglich

Im Mai 2016 wurde das Projekt mit einer Präsentation der Ergebnisse abgeschlossen. Das Fazit fällt dabei durchwegs positiv aus. Sowohl Betreuer Stonig als auch die Stiftung Suchthilfe St.Gallen zeigten sich überaus zufrieden mit der Arbeit der Studierenden. Die Studierenden ihrerseits freuen sich darüber, dass sie im Rahmen des regulären Studiums auch im sozialen Bereich etwas in der Region bewirken konnten. Aufgrund dieser Eindrücke kann sich Joachim Stonig auch weitere ähnliche Projekte vorstellen, sowohl mit Teams aus Master-Studierenden als auch mit Studierenden aus dem Bachelor. Eine Weiterführung der Zusammenarbeit mit der Stiftung Suchthilfe St.Gallen sei ebenfalls möglich und würde sicherlich allen Beteiligten einen Mehrwert bieten.

Thomas Tarantini studiert im vierten Semester Betriebswirtschaftslehre und ist zusätzlich im Lehrprogramm Buch- und Medienwirtschaft immatrikuliert. 

Bild: Jürg Niggli präsentiert das Strategiepapier mit den Studierenden Julia Henle, Julia Hirsch, Ralf Cuonz, Robin Dreyer, Jonas Grefe, David Nussbaum und dem Projektbetreuer Joachim Stonig (v.r.).

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