Meinungen - 31.01.2013 - 00:00 

Globales Gezwitscher aus Davos

Das WEF versammelte Prominenz aus Politik und Wirtschaft in Davos. Wie erlebten studentische Reporter das «Open Forum»? Ein Beitrag von HSG-Doktorand Tim Lehmann und HSG-Student Nikolaj Fischer.
Quelle: HSG Newsroom

$alt

1. Februar 2013. Global, verantwortlich und marktfreundlich: So liesse sich das Gros der Davoser Debatten wohl am besten beschreiben. 80 Prozent der Gespräche liefen hinter verschlossenen Türen ab. Häufig ein Grund für die anhaltende Kritik am WEF, welches sich seit der Gründung des parallel stattfindenden Open Forums langsam öffnet.

Ein Signal für die geopolitischen Machtverschiebungen: Politische Entscheidungsträger aus den USA und der Chinesischen Volksrepublik fehlten. Insbesondere Mann (17% Frauenanteil) predigte die weltpolitische Veränderung. Dem Investitionsklima zu Liebe bemühte sich das WEF, Afrika in ein positives Licht zu rücken. Es war nicht mehr nur die Rede von Entwicklungshilfe, sondern von «De-Risking Africa» oder «The Promise of Africa».

Kontake pflegen und Welt retten
Der wegen Spitzengehältern angeprangerte Konzern Novartis stellte CEO Joseph Jimenez frei für eine vom WEF veranstaltete Pressekonferenz. Gemeinsam mit Ruandas Präsident Paul Kagame und dem Ökonomen Jeffrey Sachs wurde in nur 15 Minuten das ambitionierte Projekt zur Ausbildung einer Million Krankheitsbekämpfern für Afrika präsentiert. Einer der vielen Beiträge, die das WEF von seinen Teilnehmern jedes Jahr einfordert.

Und die Schweiz? Die öffentliche Meinung präsentierte sich gewohnt ambivalent zwischen Stolz und Schande. Doch mit der Weltbühne im eigenen Land fühlten sich die Schweizer Represäntanten wohl. Insbesondere, wenn sie überall mitreden konnten, jedoch nicht in erster Linie von Problemen betroffen waren. Mit einer grossen Delegation konnte die Schweiz Kontakte pflegen, um den Ansturm der «Globalisierungs-Kavallerie» einzudämmen.

Soziale Medien öffnen die Plattform
Davos diente in diesem Jahr nicht nur als Plattform für bilaterale Treffen. Die ambitionierte Vision des WEF, globale Probleme in «Multi-Stakeholder»-Partnerschaften zu lösen, verursacht offenkundig viel Gerede. Zunehmend wird das WEF auch Treffpunkt für Sozialunternehmer, engagierte junge Leute und ihre Kommunikationskanäle: Unter demTwitter-Kürzel #wef wurden bis zu 40.000 Nachrichten täglich verbreitet. Und auch zahlreiche Facebook-Beiträge sorgten für zunehmende Transparenz.

Es liegt nun an WEF und Medien, diese digital verbreiteten Ideen aufzugreifen und die Verantwortlichen an ihren Aussagen zur Rechenschaft zu ziehen. Spannend bleibt die Frage, ob die Davoser Konferenz konkrete Lösungen für globale Problem umsetzt. «Die Macht und Fähigkeit zur Veränderung liegt nicht bei den Ministerpräsidenten und CEOs. Diese stehen den globalen Problemen oft hilflos gegenüber, begrenzt in ihren Handlungen durch Parteien, Gremien und Aktionärsinteressen», sagte Pooran Desai, Sozialunternehmer und Gründer von «Bioregional» in Grossbritannien.

Bleibt zu hoffen, dass künftig nicht nur mehr junge Leute und Sozialunternehmer am Forum anzutreffen sind, sondern auch mehr über sie berichtet wird. Eine Verantwortung, die Medien und Öffentlichkeit trotz häufig geschlossener Türen wahrnehmen können.

Bild: World Economic Forum (WEF)

north