Veranstaltungen - 26.10.2012 - 00:00 

US-Wahlen und Klimapolitik

Was für Auswirkungen haben die amerikanischen Wahlen auf die internationale Klimapolitik? Können die USA den Weltmarkt erneuerbarer Energien beeinflussen? Ein Podiumsgespräch an der Universität St.Gallen.
Quelle: HSG Newsroom

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26. Oktober 2012. Während die amerikanischen Präsidentschaftswahlen in die letzte Runde gehen, scheint man sich über ein bestimmtes Thema bedeckt zu halten. Keiner der Kandidaten hat genau umrissen, wie die Zukunft für die erneuerbaren Energien unter ihrer künftigen Regierung aussehen könnte. Eine Podiumsdiskussion an der HSG beleuchtete die möglichen Auswirkungen auf die US-amerikanische und weltweite Energiepolitik. Zu Gast auf dem Podium waren die HSG-Professoren James Davis und Rolf Wüstenhagen sowie Ann Florini, die Gastprofessorin von der Singapore Management University.

Das Podiumsgespräch begann mit der Beobachtung, dass der Klimawandel in den Diskussionen über die Wahlen zwar nicht präsent gewesen sei, die Kandidaten jedoch ihre zwei verschiedenen Energiepolitiken klar voneinander abgegrenzt hätten. Laut Prof. Florini hat zwar kein Kandidat einen raschen Weg zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft aufgezeigt, doch sei Präsident Obamas Politik einem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft eindeutig zuträglicher, während Gouverneur Romney in seinen Reden über den Klimawandel und den Kohlenstoff lediglich witzelte.

Gibt es einen echten Unterschied?
Prof. Wüstenhagen hielt dem entgegen, dass es für die weltweiten Energiemärkte kaum eine Rolle spiele, wer die Wahlen im November gewinne. Andere Regionen wie beispielsweise Europa und Asien hätten in der Erzeugung erneuerbarer Energie die Führungsrolle übernommen.

Prof. Wüstenhagen ging mit Prof. Florini überein, dass Romneys Politik keinen proaktiven Plan oder Schub in Richtung erneuerbare Energien erkennen lasse; Obama hege gute Absichten, dies jedoch seit seinem Amtsantritt ohne erkennbare Konsequenzen. Prof. Davis wies darauf hin, dass die US-amerikanische Wirtschaftslage Obama daran hindere, auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien vorwärtszukommen.

Was hätte Romneys Sieg zu bedeuten?
Prof. Wüstenhagen führte ins Feld, dass ein Sieg Romneys für die Weltführerschaft effektiv gut sein könnte, weil man dann nicht mehr auf eine Führungsrolle der USA warten würde.

Prof. Florini betonte, dass sich ein Sieg Romney auch innerhalb der Vereinigten Staaten positiv auswirken könnte, wenn auch nur in beschränktem Masse. Als der zweite Bush das Amt innehatte, führten viele Staaten unabhängig von der Bundesregierung Kohlenstoffregulierungen ein. Prof. Davis stimmt zu und fügte an, dass der frühere republikanische Gouverneur Schwarzenegger sich stark für eine Abkehr von einer Kohlenstoffwirtschaft einsetzte und dass eine ganze Reihe von Staaten bei der Northeast Regional Greenhouse Gas Initiative mitwirken.

Wenn man die USA etwas nuancierter betrachte, sähe man weit umfangreichere Aktivitäten, als wenn man sich lediglich auf die Bundesregierung konzentriere, führte Prof. Davis aus. Allerdings wies er auch darauf hin, dass die an diesen Bemühungen mitwirkenden Staaten die eher auf die demokratische Seite neigenden Küstenstaaten seien und ein grosser Teil der Umweltverschmutzung in anderen Teilen der USA stattfinde.

Werden die USA einen Kurswechsel vornehmen?
Das Podiumsgespräch schloss mit optimistischen Voten. Sämtliche Teilnehmer schienen zuversichtlich, dass sich die USA auf eine kohlenstoffarme Zukunft zu bewegen beginne.

Prof. Davis war geneigt zu glauben, dass die Menschen an einem bestimmten Punkt aufwachen. Hohe Benzinpreise würden das Interesse an kraftstoffsparenden Autos wecken. Je mehr Unwetter man erdulden müsse – und davon gab es in den USA in letzter Zeit en masse -, desto eher werde man sich eingestehen, dass zwischen dem CO2-Ausstoss und der Weltwetterlage ein Zusammenhang besteht.

Prof. Florini stimmte zu und fügte bei, sie habe einen recht grossen Glauben daran, dass die Angelegenheit in den USA letztlich ins Lot käme. Wie schon Winston Churchill gesagt habe: «Man könne sich darauf verlassen, dass die Amerikaner immer die beste Lösung finden, nachdem sie erst einmal alle anderen ausprobiert haben.»

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