Campus - 09.12.2020 - 00:00 

Studentische Initiative: Nachhaltig Wohnen und Geld sparen

Was würdest du tun, wenn dir jemand sagt, du könntest in deiner 4-er WG jährlich über 780 CHF einsparen, wenn du ein paar wenige Tipps in deinem Alltag befolgen würdest? Vielleicht würdest du ausrechnen, wie viele Wochenendtrips du dafür mit deinen Freunden ins nächstgelegene Skigebiet machen könntest, für wie viel Tafeln Schokolade das Geld für die kommenden Lernphasen reichen würde oder wie oft du am Nachmittag einen Kaffee mit Kollegen im ad[hoc] trinken könntest. Doch bevor irgendetwas davon in die Realität umgesetzt werden kann, stellt sich die Frage nach dem «Wie»? Von Studentenreporterin Anna Schreiter.
Quelle: HSG Newsroom

 

9. Dezember 2020. Wenn mir mein Papa eines bezüglich nachhaltigen Wohnens beigebracht hat, dann dass ich die Heizung herunterschalten soll, wenn ich die Wohnung für längere Zeit verlasse und dass ich um Himmels Willen das Fenster nicht immer ankippen möge – dafür einmal am Morgen und einmal am Abend das Fenster richtig öffnen und für zehn Minuten Stosslüften. Immerhin solle ich mit der aufgedrehten Heizung nicht die Umwelt, sondern mein Zimmer wärmen.

Nachhaltig Wohnen

Doch was bedeutet «Nachhaltig Wohnen» überhaupt und wie setze ich dies im Alltag am besten um? Ein Team bestehend aus fünf Masterstudierenden der Universität St.Gallen hat es sich im Rahmen des Kurses «Nachhaltige Startups» bei Dr. Patrick Stähler zur Aufgabe gemacht, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Sie möchten aufklären, was es heisst, CO2-Emissionen in Privathaushalten zu reduzieren und wie dies gelingen kann. In ihrem persönlichen Umfeld haben sie bei Online-Umfragen und Interviews herausgefunden, dass der Grossteil der Befragten zwar gerne nachhaltiger wohnen würde, der Umsetzung jedoch Aspekte wie Unwissenheit, bestehende Gewohnheiten oder Unbequemlichkeit im Wege stehen, wodurch sich der allseits bekannte Attitude-Behaviour Gap feststellen lassen konnte.

«Die meisten drehen die Heizung auf höchste Stufe, weil sie denken, dass es dann schneller warm wird. Danach drehen sie die Heizung wieder ein Stück herunter», sagt Matthias Ostfeld, von der studentischen Initiative «Nachhaltig Wohnen».

Energiespar-Mythen

Im Hinblick ihrer Untersuchungen haben die Studierenden feststellen können, dass der Mythos der «schneller warm werdenden Heizung» nur einer von vielen zu sein scheint, der unaufgeklärt und weit verbreitet in den Köpfen vieler präsent ist. Auch ein permanentes An- und Ausschalten des Lichtes kann trotz guter Absichten mehr negative Aspekte mit sich bringen als positive. So wissen viele nicht, dass ein ständiges «An und Aus» beim Verlassen und Betreten eines Raumes zum Teil mehr Energie benötigt, als wenn die Lampe für eine kurze Zeit an bleiben würde.

Lebensqualität und Klimaschutz verbinden

Wie kann nachhaltigeres Wohnen also nun in die Praxis umgesetzt werden? Die Studierenden haben Lösungen geschaffen, mit denen umfassend informiert und Aufklärung geleistet werden soll. Darunter zählen Einzugsbroschüren, die Zuziehende von der Stadt St.Gallen ab dem kommenden Jahr erhalten werden, ein Social-Media-Kanal als aggregiertes Sprachrohr sowie Geschenkboxen, die zukünftig auch am Campus und in der St.Galler Innenstadt verteilt werden sollen. Die Lösungsansätze bieten beispielsweise Hinweise zum richtigen Lüften, zur idealen Raumtemperatur und -feuchtigkeit sowie Erläuterungen der Funktionsweisen von Thermostaten, Waschmaschinen und Duschen. Allgemeines Ziel ist es, die Lebensqualität jedes einzelnen zu erhöhen, ein stärkeres Bewusstsein für ein nachhaltigeres Leben zu schaffen und das allgegenwärtige Problem des Klimaschutzes zu adressieren.
 

Lieber Papa, du hattest Recht – das Fenster sollte lieber einmal kurz ganz geöffnet statt nur gekippt werden. Aber das allein macht noch nicht nachhaltiges Wohnen aus. Denn nicht nur beim täglichen(!) Verlassen der Wohnung oder des Hauses, sondern auch vor dem Lüften sollten die Heizungen ein wenig heruntergefahren werden. Auch beim Thema Strom gibt es viele vereinzelte Möglichkeiten, diesen effizienter zu nutzen. Dabei kann in einer 4-er WG mit relativ wenig Aufwand mehr als 780 CHF im Jahr eingespart werden (Quelle: oikos). Wie genau das geht, zeigen die Studierenden der Initiative «Nachhaltig Wohnen» in den Broschüren und ihrer Instagram-Seite. Wer sagt schon zu Nein zu gratis Skiwochenenden, einem endlosen Vorrat an Lieblingsschokolade oder 312 Tassen Kaffee im ad[hoc]?

Anna Kati Schreiter studiert Betriebswirtschaftslehre im fünften Semester an der Universität St.Gallen.
 

Bild: Adobe Stock / Tiko

 

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