Veranstaltungen - 03.09.2018 - 00:00
3. September 2018. «Das Jahrhundert des Gehirns – Wie wir unser Denken ans Internet anschliessen», lautete der Titel des Referats von Miriam Meckel, Herausgeberin Wirtschaftswoche. Sie zeigte auf, dass es bereits möglich ist, Gedanken ins Internet zu lesen, Informationen ins Gehirn eines Menschen einzubringen und biologische Netzwerke zu bilden. «Der Satz 'Die Gedanken sind frei', der lange Zeit Gültigkeit hatte, wird damit in Frage gestellt», betonte die Referentin. Nicht bei allen neuen technologischen Möglichkeiten sei es wünschenswert, dass sie Eingang in den Massenmarkt fänden. «Brainhacking» sei gefährlich, weil es in den Kern der menschlichen Persönlichkeit eindringe. Gerade deshalb sei es wichtig, dass die Menschen Einfluss nehmen und mitbestimmen würden, wo und wann man Einhalt gebieten wolle.
Geschäftsmodelle aktuell halten
Wie lassen sich Geschäftsmodelle aktuell halten? Zur Beantwortung der Frage hob Oliver Gassmann, HSG-Professor für Technologie- und Innovationsmanagement, die Bedeutung der Datenerhebung hervor. Mit dem Internet der Dinge werde die Datenmenge weiter ansteigen, was zu ganz neuen Geschäftsmodellen führe. Die Nutzung von Daten werde in allen Bereichen eine Schlüsselfunktion sein, um das Kundeverhalten zu verstehen. Dies habe aber auch zur Folge, dass der Umgang mit Daten und Fragen der Regulierung stärker thematisiert würden.
Die Unternehmen müssten sich darauf einstellen, dass sie in Zukunft Arbeitskräfte mit neuen Fähigkeiten bräuchten. Manuelle und einfache kognitive Kompetenzen würden weniger, soziale, emotionale und technologische Kompetenzen hingegen stärker gefragt sein. Unternehmen seien gut beraten, wenn sie ihre Mitarbeitenden aktiv zu Weiterbildungen motivierten, um rechtzeitig über die erforderlichen Fähigkeiten zu verfügen. Ganz allgemein seien Agilität und Offenheit gegenüber Neuem relevant für funktionierende Geschäftsmodelle. «Die Unternehmen werden viel mehr Experimente machen müssen, um erfolgreich zu sein.» Die Strategie laute: Gross und global denken, klein anfangen, schnell reagieren.
Die Arbeit wird nicht ausgehen
Sarah Kreienbühl, Mitglied der Migros-Generaldirektion, und Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, zeigten sich beide zuversichtlich, was das Angebot und die Nachfrage von Arbeitsstellen angeht. Wer sich aber nicht wandle, werde untergehen. Dies gelte sowohl für die Unternehmen als auch die Arbeitnehmenden.
Ihr Ziel sei es, die Mitarbeitenden auf die Reise des digitalen Wandels mitzunehmen und gleichzeitig die Werte der Migros hochzuhalten, erklärte Sarah Kreienbühl. Es gelte, die betriebliche Weiterbildung voranzutreiben und den Mitarbeitenden proaktiv den Zugang zu neuen Fähigkeiten zu ermöglichen. «Die Schweiz ist gut gerüstet. Die Arbeit wird nicht ausgehen», betonte Valentin Vogt. Der Verlust an Arbeitsplätzen werde zunächst durch die demografischen Veränderungen kompensiert. Um den Wohlstand zu halten, seien wir aber auf die digitale Evolution angewiesen.
Wandel in der Konsumgüterbranche
Nestlé-CEO Mark Schneider zeigte auf, dass auch ein grosses Unternehmen mit langer Erfolgsphase von Wachstumseinbrüchen betroffen sein kann. Als Auslöser für den Wandel in der Konsumgüterbranche nannte er mehrere Gründe wie beispielsweise verändertes Konsumverhalten. Konsumentinnen und Konsumenten hätten in Bezug auf Güter des täglichen Bedarfs ein erhöhtes Preisbewusstsein entwickelt, seien umgekehrt aber bereit, für Luxusgüter tief in die Tasche zu greifen.
Ein weiteres Phänomen, das zum Wachstumseinbruch geführt habe, sei der Erfolg von innovativen Kleinunternehmen und Start-ups. Sie hätten zu Lasten der grossen Player Marktanteile gewonnen. «Dieser Konkurrenz haben wir lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt», berichtete Mark Schneider. Der beschleunigte Innovationszyklus bringe es mit sich, dass für die Einführung neuer Produkte immer weniger Zeit bleibe. Habe man sich früher mehrere Jahre für die Lancierung Zeit gelassen, müsse ein neues Produkt heute in wenigen Monaten Marktreife erlangen. Gezeigt habe sich zudem, dass innovative Produkte meistens Trends folgten.
Dem Zweck verpflichtet
Omid Aschari, Managing Director SIM-HSG, brachte in seinem Referat die Überzeugung zum Ausdruck, dass Führungskräfte mit einem reflektierten Selbstbild den Unternehmenserfolg fördern können. Um der Führungsaufgabe gerecht zu werden, müsse sich eine Führungskraft immer wieder mit sich selbst als Mensch tiefgreifend auseinandersetzen. Es gelte, ihr eigenes Potenzial als Führungsperson zu erkennen und wertzuschätzen. Dies sei die Basis, um Werte mit anderen zu teilen und ein Klima der Verbundenheit zu schaffen. Führungskräfte stärkten dadurch die Identität der Mitarbeiter mit der Organisation und könnten so den Unternehmenserfolg positiv beeinflussen. Ohne gelebte Werte sei die Pflege einer Unternehmenskultur nutzlos. Das Unternehmen sei dann nicht in der Lage, Vertrauen aufzubauen. Gemeinsame Werte zu fördern, sei deshalb eine zentrale Führungsaufgabe.
Bild: www.photocase.com / Matthis Dierkes