Veranstaltungen - 31.08.2018 - 00:00 

Society 4.0: Der Kampf um Talente

Zum Auftakt der 9. internationalen HSG Alumni Konferenz beleuchteten Referierende in einer Focus Session das Thema «Der Kampf um Talente oder welches Umfeld erwarten die Generationen Y und Z?».
Quelle: HSG Newsroom
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31. August 2018. Was erwarten Millenials von ihrem Arbeitsumfeld und ihrer Karriereplanung? Wie entwickelt sich Arbeit über die Lebensjahre? Was kann «Talent Management» bewirken? Wie gehen Unternehmen mit dem Konflikt «Flächeneffizienz vs. attraktive Arbeitsplätze» um? Und welche Herausforderungen entstehen dadurch für Unternehmen? – Diese Fragen standen im Zentrum der Ausführungen von zwei Referentinnen und zwei Referenten. Ihre Erfahrungsberichte zeigten, dass es im Kampf um Talente nicht nur einen Weg gibt und die Ansichten über die richtige Strategie unterschiedlich sind.

Die Arbeitsbedingungen verändern sich

Franziska Lienhard Nava erzählte in ihren einführenden Worten von ihrer Doppelrolle als Mutter und Verwaltungsratspräsidentin der Lista Office LO. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der HSG habe sie in der Bankenbranche im In- und Ausland und später beim führenden Büroeinrichter der Niederlande gearbeitet. Im Laufe der Lebensjahre und mit der Geburt ihres ersten Kindes habe sich ihr Arbeitsumfeld verändert.

Ihr sei bewusst, dass Frauen früherer Generationen nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen die Möglichkeit gehabt hätten, sich sowohl der Karriere als auch der Familienplanung zu widmen. «Die Arbeitsbedingungen verändern sich mit der Lebensplanung, aber auch mit Wandlungen in der Gesellschaft. Das war schon früher so», betonte Franziska Lienhard.

Leere Agenda als Chance für Neuanfang

Peter Wuffli referierte als Präsident der Stiftung elea Foundation for Ethics Globalization. Ihr Zweck sei die Bekämpfung absoluter Armut mit unternehmerischen Mitteln. Im Zentrum stünden dabei die Nutzung von Vorteilen und Potentialen der Globalisierung. Seine Erfahrungen mit jungen Mitarbeitenden zeigten, dass sich die heutigen Talente gerne an sinnvollen Arbeitszwecken orientierten. Bei ihnen sei mehr Demokratie und kooperative Zusammenarbeit, jedoch weniger Hierarchiegläubigkeit gefragt. Sie arbeiteten gerne selbständig und strebten eine bewusstere und ganzheitliche Lebensführung an. Auch für die jungen Talente seien aber Leistungswille, voller Einsatz und Lernfähigkeit unabdingbar für eine erfolgreiche Arbeitskarriere.

Der ehemalige UBS-Konzernchef erinnerte sich an die Zeit, als er 2007 zum Rücktritt von der Bankspitze gedrängt wurde. Seine Agenda sei schlagartig leer gewesen und dies habe sich im Nachhinein als sehr wertvoll erwiesen. «Ich hatte Zeit darüber nachzudenken, was mich wirklich motiviert und welche Spuren ich hinterlassen will. Die Neuorientierung hat sich als grosse Chance entpuppt.»

Mit Werten Identifikation schaffen

Junge Talente gewinne man nicht mit Regeln, sondern mit Werten, erklärte Barbara Josef, Co-Founder 5to9 AG und frühere Kommunikationsleiterin von Microsoft. Wer im Wandel und zunehmenden Kampf um Talente Erfolg haben wolle, müsse den Mitarbeitenden die Arbeit so angenehm wie möglich gestalten und mit Werten Identifikation schaffen.

«Zum ersten Mal in der Geschichte der Arbeit sind wir dank der fortschreitenden technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung in der Lage, die Art und Weise, wie wir arbeiten grundsätzlich neu zu definieren», betonte sie. «Das ist eine grosse Chance für Individuen und Organisationen.» Damit von diesen Veränderungen alle profitierten, müssten gemeinsam neue Spielregeln erarbeitet, neue Austauschplattformen geschaffen sowie neue Motivations- und Anreizmodelle diskutiert werden.

Mitarbeitende wählen Führungskräfte

Der vierte Referent hiess Hermann Arnold und ist Mitgründer der Haufe-umantis AG. Er versteht sich als Erforscher und Ermutiger innovativer Organisationsformen. In seinem Unternehmen erprobt er gemeinsam mit seinen Kollegen neue Ansätze. So werden beispielsweise die Vorgesetzten gewählt oder die Führungskräfteentwicklung durch Zurücktreten angestrebt. Nachdem er das Unternehmen aufgebaut hatte, trat er als Chef zurück und machte einen Mitarbeitenden zu seinem Nachfolger.

Es sei nicht immer einfach gewesen unter dem neuen Chef zu arbeiten. Jedoch habe er dabei unglaublich viel gelernt, schilderte er seine Erfahrungen. «Er machte vieles anders und nicht selten mit besseren Ergebnissen. Ich konnte ihn beobachten und dabei meine eigenen Vorstellungen von Führung hinterfragen.» Die Erfahrung mache demütig, weil man erkenne, dass all die Aufmerksamkeit, die man als Firmenchef täglich bekomme, nicht an der eigenen Person, sondern an der Rolle hänge.

Kritisch äusserte sich Hermann Arnold über die Forderung, man müsse in der Arbeitswelt möglichst alle Regeln abschaffen und den jungen Talenten eine «Wohlfühloase» als Arbeitsplatz bieten. «Auch künftig wird es notwendig sein, schlechtes Handeln mit Konsequenzen zu ahnden und auch Kollaboration braucht gewisse Regeln, um zu funktionieren.» In der anschliessenden Diskussion wurde ebenfalls Skepsis geäussert. Es werde nicht einfach sein, einerseits den angestrebten Gewinn des Unternehmens zu erreichen und gleichzeitig die Menschen an ihrem Arbeitsplatz glücklicher zu machen, formulierte es ein Votant.

Foto: Fotolia/WavebreakMediaMicro

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