Veranstaltungen - 03.05.2018 - 00:00 

Podiumsdiskussion: Die Zukunft der Arbeit

Bei der Podiumsdiskussion ging es um die Zukunft der Arbeit und um Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Quelle: HSG Newsroom

3. Mai 2018. Bei der Diskussionsrunde zum Hauptthema des 48. St.Gallen Symposiums, „Beyond the end of work“, machte Marcela Escobari, leitende Beraterin und Gastdozentin an der Brookings Institution, den Auftakt. Aus ihrer Sicht müssen wir, als Regierungen, Bildungsinstitutionen und Vertreter der Wirtschaft, ein besseres Gefühl für die Dringlichkeit entwickeln, mit der sich rasch verändernden Arbeitswelt mitzuhalten.

Obwohl eine kürzlich erstellte Umfrage unter den Leaders of Tomorrow am St.Gallen Symposium zeigt, dass 89 Prozent von ihnen optimistisch hinsichtlich der Zukunft der Arbeit sind und 87 Prozent glauben, dass künstliche Intelligent einen positiven Effekt auf ihr Berufsleben haben wird, glaubt sie, dass wir nicht schnell genug auf die Auswirkungen des technologischen Wandels in unserer Arbeitskultur reagieren. Escobari wies darauf hin, dass in den USA zwar ein hohes Beschäftigungsniveau herrsche, die Statistik jedoch nicht das wahre Bild zeige. Sie zitierte Statistiken, die zeigen, dass die Löhne bei Arbeitnehmern in den USA in den letzten vierzig Jahren um 28 Prozent gesunken sind. Noch stärker betroffen sind Arbeitnehmer ohne tertiäre Bildung; bei 68 Prozent von ihnen ist der Lohn seit 1960 gesunken. Sie zeigte auch auf, dass im Jahr 1960 sechs Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigem Alter es aufgegeben hatten, eine Anstellung zu finden. Im Jahr 2009 war diese Zahl auf 18 Prozent gestiegen. Mit diesem düsteren Ausblick wandte sich Escobari für erfreuliche Neuigkeiten an die anderen Diskussionsteilnehmer.

Als Gründerin von DRPM Group und H Robotics, einem Hightech-Unternehmen mit Sitz in London, das innovative Drohnentechnologie entwickelt, stellte Philippa Malmgren fest, dass sie selten die Gelegenheit bekommt, jene Menschen anzustellen, die sie haben will. Sie sagte, sie suche nach Kandidaten mit Doktortiteln von führenden Bildungseinrichtungen, sei aber stets enttäuscht, wenn diesen Angestellten Fähigkeiten wie Flexibilität und berufliches Knowhow fehlen. Sie können eine Drohne in einer Computersimulation perfekt fliegen lassen, aber sie können die Elektronik nicht im Inneren verschweissen. Man brauche ein höheres Niveau in der Berufsausbildung wie in Deutschland und der Schweiz, sagte sie. Das würde potentiellen Arbeitnehmern helfen, bereit für das Arbeitsleben zu sein.

Professor Guy Standing ist professoraler wissenschaftlicher Mitarbeiter an der University of London. Er sieht ein Problem mit dem, was wir als Arbeit definieren, vor allem im 21. Jahrhundert. Er beschrieb eine Situation, die erstmals in den 1920er Jahren von einem Wirtschaftswissenschaftler erfasst wurde, in der ein Mann eine Frau anstellt um für ihn zu kochen und sauberzumachen. Dadurch sinken die Arbeitslosenzahlen und das Wirtschaftswachstum nimmt zu. Wenn sie irgendwann später heiraten, steigen die Arbeitslosenzahlen und das Wirtschaftswachstum nimmt ab. Standing ist der Ansicht, dass die Art und Weise, wie wir wirtschaftliche Arbeitsstatistiken berechnen, praktisch keinen Wert hat und dass wir diese Parameter neu definieren müssen.

Markus Wallenberg ist Vorsitzender des Verwaltungsrats von SEK, einer skandinavischen Bank, und Teil der fünften Generation, die in dem Familienunternehmen arbeitet. Seine Perspektive auf die Zukunft der Arbeit konzentrierte sich tendenziell auf die lange Sicht. Er betonte, dass sein Grossvater und Urgrossvater ebenfalls zu einer Zeit Geschäftsleute waren, als es eine enorme technologische Entwicklung gab. Ein Weg, wie Schweden es geschafft hat, erfolgreich Veränderungen zu überstehen, liegt darin, in Technologie und Menschen zu investieren. „In Schweden sind wir von Exporten abhängig, was bedeutet, dass wir von Innovation abhängig sind. Aber Innovation ist nicht nur auf der Seite des Produktes zu finden, sondern auch in der Art, wie man Dinge macht.“

Wallenberg ist der Ansicht, dass Big Data und Big Tech den grössten Einfluss auf grosse Unternehmen haben werden. Wir können uns auf diesen Wandel vorbereiten, indem wir Politik, Bildung und Wirtschaft in die Ausbildung und Weiterbildung von Arbeitnehmern einbeziehen.

Obwohl es den Anschein hat, dass das Ende der Arbeit in unserer Lebenszeit keine Realität werden wird, waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig, dass es überaus wichtig ist, jetzt anzufangen und uns auf diese grosse Veränderung vorzubereiten.

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