Forschung - 02.09.2020 - 00:00 

Neuartiges Wirtschaftsranking: HSG publiziert ersten «Elite Quality Index»

HSG-Forschende haben in Zusammenarbeit mit einem internationalen Netzwerk von akademischen Partnern und Institutionen einen Weg gefunden, die Qualität von Eliten zu messen. Das neuartige Wirtschaftsranking misst den Erfolg von Ländern und Eliten nicht am Wirtschaftswachstum, sondern an der Art, wie Wohlstand in einer Gesellschaft entsteht oder vergeht.
Quelle: HSG Newsroom

2. September 2020. Ökonomen und Managementwissenschaftler sind immer auf der Suche nach neuen Wegen, um den Erfolg von Unternehmen, Gesellschaften und Ländern zu messen und vorherzusagen. Der Elite Quality Index (EQx) untersucht und misst insbesondere, wie die Eliten zum künftigen Fortschritt eines Landes beitragen oder diesen behindern. Tomas Casas i Klett, Forschungsinstitut für Internationales Management (FIM-HSG), und Guido Cozzi, Institut für Wirtschaftswissenschaften (FGN-HSG) an der Universität St.Gallen, haben mit akademischen und strategischen Partnern aus aller Welt und zusammen mit der Foundation for Value Creation Methode entwickelt, um die Qualität von Eliten zu messen.

Elite Quality Index vergleicht 32 Länder anhand von 70 Indikatoren

Anhand über siebzig Indikatoren und mit Blick auf 32 Länder untersucht der EQx vier Faktoren, um die Qualität der Eliten in einem bestimmten Land zu bestimmen. Diese sind: Wirtschaftliche Macht, wirtschaftliche Wertschöpfung, politische Macht und politische Wertschöpfung. Eliten, die eine positive Kraft darstellen, werden als Eliten von hoher Qualität eingestuft. Länderergebnisse und globale Ränge geben Aufschluss über die positive oder negative Rolle, die Eliten in ihren jeweiligen Gesellschaften spielen. Auf diese Weise gibt der EQx Auskunft über die relative Wertschöpfung bzw. Wertextraktion von aggregierten Geschäftsmodellen von Eliten eines Landes und somit des künftigen Wachstumspotenzials. «Ganz gleich, was wir über Eliten denken, ihre Bedeutung und ihre politischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen in allen Ländern verdienen unsere Aufmerksamkeit», sagt Tomas Casas. Der EQx zeige Führungspersönlichkeiten und politischen Entscheidungsträgern, wie sich ihr Handeln direkt auf das allgemeine Wohlergehen und den Wohlstand auswirke.

Wissenschaftliche Diskussion über die Rolle von Eliten

Mit der Zusammenstellung der Daten möchten die Studienautoren eine wissenschaftliche Diskussion über die Rolle von Eliten anstossen. Zugleich wollen sie mit führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den Dialog treten. Der EQx ermöglicht einen analytischen Ansatz für diese Gespräche, da er eine umfassende Datenarchitektur zur Bestimmung der Qualität von Eliten aufweist. Es handelt sich um den ersten künftig jährlich erscheinenden Bericht. Dabei nimmt Singapur im Ranking für 2020 den ersten Platz ein. Die Wirtschaftseliten des Stadtstaates erbringen die höchste Wertschöpfung. Die Schweiz (2. Platz) und Deutschland (3. Platz), Grossbritannien (4. Platz) und die USA (5. Platz) runden die Top Fünf ab.

Zweiter Platz im Ranking: Schweiz

Die Schweiz liegt hinter Singapur im EQx Global Ranking auf dem zweiten Platz. Trotz ihres dezentralisierten politischen Systems, das auf der direkten Demokratie basiert, gelingt es den Eliten Einfluss im politischen und wirtschaftlichen Bereich auszuüben. Entscheidend ist jedoch, dass diese Macht nicht generell in Rente umgesetzt wird – die Schweizer Eliten scheinen ihre Macht weise zu nutzen und der Gesellschaft mehr zurückzugeben, als sie nehmen.

Dritter Platz: Deutschland

Deutschland nimmt den 3. Platz im EQx ein. Als «Europas wirtschaftliches Kraftzentrum» beeindruckt das Land durch seine ausgewogene Gesamtleistung und rangiert in allen EQx-Subindizes und Indexbereichen unter den Top 5. Die mehrstufige EQx-Architektur ermöglicht es jedoch, in verschiedenen Bereichen Verbesserungspotenzial zu identifizieren. Beispielsweise liegt Deutschland trotz der Rhetorik über den Klimawandel beim Umweltleistungsindikator hinter europäischen Konkurrenten, darunter Grossbritannien und Spanien, zurück.

Vierter Platz: Das Vereinigte Königreich

Das Vereinigte Königreich verpasst das «EQx-Podium» nur um einen Platz und wird Vierter. Mit hervorragenden Ergebnissen im Power Sub-Index weist der EQx darauf hin, dass die britischen Eliten zu den schwächsten im EQx2020 Global Rank gehören. Die vielfältige Wirtschaft Grossbritanniens behindert das Entstehen dominanter Industrien und zeichnet sich durch ein Geschäftsumfeld aus, das Unternehmertum und Innovation fördert. Bemerkenswert ist jedoch, dass dies mit einer Wendung einhergeht: Trotz ihrer relativen Schwäche gelingt es den britischen Eliten, wirtschaftspolitische Privilegien wie Steuervorteile zu erlangen. Dies geschieht in erster Linie über den politischen Bereich. Im EQx-Indexbereich Politischer Wert beispielsweise, der Aspekte wie die Organisation von Steuern sowie Subventionen und (regionalen) Transfers umfasst, rangiert Grossbritannien nur auf Platz 23.

Bild: Pixabay, sasint

 

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