Forschung - 07.02.2018 - 00:00 

Neu, schnell und einfach? – Crowdfunding für Forschungsprojekte

Crowdfunding ist inzwischen eine beliebte Möglichkeit, um finanzielle Mittel für die Verwirklichung einer Idee einzuwerben. Das kann Geld für ein Projekt sein, ein Produkt oder ein Startup. Aber auch Forschungsprojekte können über Crowdfunding finanziert werden. Dana Sindermann berichtet über diese neuere Möglichkeit der Forschungsförderung.
Quelle: HSG Newsroom

7. Februar 2018. Forschung kostet Geld. Das kommt, wenn diese Forschung im universitären Kontext stattfindet, klassischer Weise von der Universität oder von einer forschungsfördernden Stiftung. Aber was, wenn diese Quellen nicht zur Verfügung stehen oder nicht ausreichen? Immer beliebter wird die Möglichkeit, das eigene Forschungsprojekt oder Teile davon über Crowdfunding zu finanzieren. Zahlreiche Plattformen haben sich auf diese Nische spezialisiert. Zum Beispiel der US-amerikanische Anbieter experiment.com oder die schweizerische Plattform Science Booster. Anwärterinnen und Anwärter können hier ihr geplantes Forschungsprojekt vorstellen und eine Summe angeben, die eingeworben werden soll. Aber bevor sie mit ihrer Idee um Spenden werben dürfen, müssen sie einige Hürden überwinden. So durchläuft das Projekt vorab eine Art Peer-Review-Prozess. Experten prüfen Forschungsfrage und -design und regen Änderungen an. Ausserdem sind Referenzen, wie Empfehlungsschreiben, gefragt. Und die Kandidaten müssen angeben, wie sie vorgehen möchten, falls sie die Zielsumme erreichen.

Forschungsprojekte müssen breite Zielgruppe ansprechen

Auch Anne Rickelt, wissenschaftliche Assistentin an der Universität St.Gallen, plant, einen Teil ihrer Doktorarbeit durch Crowdfunding zu finanzieren. Die Doktorandin forscht über Emotionen bei Managern. Der fundamentale Baustein ihrer Dissertation werden Daten sein, die sie nur über ein aufwändiges Experiment gewinnen kann. Die Durchführung dieses Experiments kostet bis zu 20’000 Schweizer Franken. «Teilweise werde ich da auch von unserem Institut unterstützt. Aber wenn man doch mehr Gelder braucht, versucht man natürlich auch andere Wege zu finden. Und so bin ich auf Crowdfunding gekommen.» Die Doktorandin hat den Prüf-Prozess bereits erfolgreich durchlaufen und auch ein Video zu ihrem Forschungsprojekt gedreht. «Ich bin eigentlich nicht so der Social Media Typ», sagt Anne Rickelt über sich. Aber es reizt sie, aus dem Elfenbeinturm herauszutreten und eine breitere Zielgruppe anzusprechen. «Man muss schauen, wie man ein wissenschaftliches Projekt vereinfacht darstellt. Auf alle Fälle sollte der Inhalt knackig und interessant rüberkommen.»

Neue Art der Wissenschaftskommunikation

Neben einer guten Präsentation spielen auch Gegenleistungen eine Rolle. So verspricht Anne Rickelt den Fördernden je nach Betrag den fertigen Artikel oder ein Buch, das mit dem Forschungsthema zusammenhängt. Und bei eintausend Franken lädt die Doktorandin den Förderer zu einem Besuch der Universität und ihrem Institut ein. Durch Crowdfunding entwickelt sich also auch eine neue Art der Wissenschaftskommunikation. Denn nicht mehr hochspezialisierte Forschende entscheiden über die Durchführung eines Projektes, sondern die breite Masse. Und der muss die Forschungsidee verständlich und attraktiv nahgebracht werden.

Nach Start der Kampagne haben die Kandidatinnen und Kandidaten 30 bis 45 Tage Zeit, um den angestrebten Betrag zu erreichen. Die Kampagnen folgen dem ‹Alles oder nichts› Prinzip. Sind sie erfolgreich, wird die Summe ausgezahlt. Erreichen sie die Ziel-Summe nicht, gibt es auch kein Geld und die Gönner erhalten den gespendeten Betrag zurück. Eine Untersuchung der HTW Chur kam zu dem Ergebnis, dass die Erfolgsquote für das Crowdfunding von Forschungsprojekten bei 45 Prozent liegt.

Dana Sindermann ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Wirtschaftsethik.

Bild: Fotolia / jcomp

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