Veranstaltungen - 09.02.2015 - 00:00 

Nachhaltige Wirkung

Das dreitägige Leaders Forum brachte Führungspersönlichkeiten aus der Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen, öffentlichen Organisationen und der Wissenschaft zusammen, um aktuelle Nachhaltigkeitsfragen zu erörtern.
Quelle: HSG Newsroom

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9. Februar 2014. Der Begriff Nachhaltigkeit kann sich nicht nur auf Umweltbelange beziehen, sondern auch auf die Idee, dass die Wirtschaft ihr Augenmerk auf die Entwicklung des Wohls Bedürftiger richten sollte. Führungspersönlichkeiten, die sich von einer nachhaltigen Geschäftspraxis leiten lassen, bringen ihre Organisationen voran, indem sie sich nicht bloss auf wirtschaftliche, sondern auch auf soziale und umweltbezogene Fragen konzentrieren. Die am Leaders Forum teilnehmenden Führungspersönlichkeiten vermittelten eine Einsicht in die Art und Weise, in der «aufgeklärtes Eigeninteresse» die Welt verändert.

Bei seiner Vorstellung einer Gruppe bahnbrechender Führungspersönlichkeiten erklärte Roberto Artavia, Präsident des VIVA Trust, dass wir das Blatt immer noch zu unseren Gunsten zu wenden haben und dass hässliche Begriffe wie «Aussterben», «Armut», «Korruption», «Jugendarbeitslosigkeit» und «Ungleichheit» viel zu oft zu lesen und zu hören seien. Im Weiteren gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Teilnehmenden lernen könnten, wie diese Herausforderungen zu bewältigen seien, indem sie den anwesenden Führungspersönlichkeiten bei der Schilderung ihrer persönlichen Erfahrungen zuhörten.

Die Definition der Nachhaltigkeit
The Rektor der Universität St.Gallen, Thomas Bieger, lieferte eine grundlegende Definition der Nachhaltigkeit, die als Grundlage für die gesamte Konferenz galt. Er verwendete die an der Konferenz von Rio im Jahre 1992 verwendete Nachhaltigkeitsdefinition, die auch als Grundlage für das von Dr. Stephan Schmidheiny herausgegebene Buch Kurswechsel diente. Er führte aus, dass Nachhaltigkeit eine Form von Fortschritt darstelle, welcher die Bedürfnisse der aktuellen Generation befriedige, ohne dabei die Grundlagen oder Möglichkeiten der Folgegeneration zu zerstören.

Bieger fügte an, dass die Nachhaltigkeit in ihrem innersten Wesen eine zwischengenerationelle Frage sei. Jede Generation strebe nach einem besseren Beginn, als sie ihn selbst hatte. Die Nachhaltigkeit sei deshalb ein Konzept, das die grundlegenden Werte der Fairness, der Gerechtigkeit und einer verantwortungsvollen Gesellschaft widerspiegle. Bieger bemerkte auch, dass die grösste Herausforderung der Nachhaltigkeit in ihrer Umsetzung bestehe.

Nicht nur reden

Bundesrätin Doris Leuthard führte aus, dass 2015 ein wichtiges Jahr für das multinationale Klima und die Nachhaltigkeit sei, da in den nächsten paar Monaten drei grössere Konferenzen anstünden. Sie bemerkte, dass sämtlich Politiker sämtlicher Länder bei diesen Fragen auf Unterstützung angewiesen seien, weil das blosse Reden über die Nachhaltigkeit und das blosse Reden über den Klimawandel überhaupt keine Veränderungen herbeiführe.

Sie wies darauf hin, dass sich die meisten nationalen Regierungen nicht auf ein ausreichendes einheimisches Wirtschaftswachstum stützen könnten, um grosse Geldbeträge in nachhaltige und erneuerbare Projekte investieren zu können. Sie fügte an, dass Länder wie Südafrika, deren Hauptenergiequelle die Kohle sei, Probleme mit Armut und Ausbildung hätten und es deshalb naiv sei zu erwarten, dass sie in der Nachhaltigkeitsbewegung eine führende Rolle spielen könnten. Zudem sagte sie ganz unverblümt, dass Studenten, die sich nicht um die Nachhaltigkeit scheren, scheitern würden.

Eine gangbare Richtung

Der weltbekannte Wirtschaftswissenschaftler und Direktor des The Earth Institute at Columbia University , Jeffrey Sachs, wurde per Videokonferenz zugeschaltet. Er gab seinem Glauben Ausdruck, dass das Jahr 2015 die letzte Chance für ein multinationales Abkommen über Klimawandel und Nachhaltigkeit darstelle. Als einer der jüngsten Lehrstuhlinhaber in der Geschichte der Harvard University – er war damals 28 Jahre alt – erlangte Sachs Bekanntheit für seine Arbeiten auf dem Gebiet von Wirtschaftsentwicklung, Umweltverträglichkeit, Armutsminderung, Schuldenerlass und Globalisierung. Die Umlenkung des Finanzsystems in Richtung nachhaltiger Entwicklung, so Sachs, sei grundlegend.

Sachs ging auch ausführlich auf die anstehenden diplomatischen Konferenzen ein und erwähnte, dass die Internationale Konferenz über die Entwicklungsfinanzierung der UNO in Addis Abeba im kommenden Juli von entscheidender Bedeutung sei. Er sagte, dass diese Tagungen darauf abzielen würden, sowohl private als auch öffentliche Mittel den künftig benötigten Dingen zuzuführen – CO2-arme Energie, eine nachhaltige Landwirtschaft, intelligent Städte, elektrisch betriebene Fahrzeuge –, und diese Mittel gleichzeitig von den Dingen abzuführen, die wir überhaupt nicht benötigen, nämlich neue Ölbohrungen und Tiefsee-Kohlenwasserstoffförderung. Es sei eine Tatsache, dass wir jetzt mehr als genügend Kohlereserven besitzen, deshalb keine neuen Reserven hinzufügen sollten und uns auf Windenergie, Sonnenenergie, Wasserkraft sowie anderen kohlenstofffreie Energiequellen und -verwendungen konzentrieren sollten.

The Leaders Forum – Shaping the Global Sustainability Agenda wurde vom Centro Latinomericano-Suizo de la Unversidad de San Gallen, dem VIVA TRUST und der AVINA Stiftung organisiert.

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