Forschung - 23.05.2012 - 00:00 

Nachfolgemangel in Familienfirmen

Studierende aus Unternehmerfamilien lässt eine Nachfolge in der eigenen Firma kalt. Das zeigt eine Studie des Center for Family Business der HSG und Ernst & Young. Befragt wurden 28.000 Studierende in 26 Ländern.
Quelle: HSG Newsroom

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21. Mai 2012. Familienunternehmen in der Schweiz haben Nachfolgeprobleme: Von 100 Studierenden, deren Eltern ein Familienunternehmen besitzen, wollen 79 nicht in die Fussstapfen der Eltern treten. Nur drei Prozent der befragten Schweizer Studierenden haben konkrete Pläne, direkt nach dem Studium den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Wichtige Gründe sind die guten beruflichen Alternativen in der Schweiz und die relativ geringe Verbindlichkeit von unternehmerischen Familientraditionen.

Vergebene Chancen

Bei vielen Schweizer Familienbetrieben steht in den nächsten Jahren ein Generationenwechsel an. «Langfristig erfolgreich sind vor allem diejenigen Unternehmen, in denen sich mehrere Generationen für die Entwicklung verantwortlich fühlen», sagt Heinrich Christen, Partner bei Ernst & Young. Fast die Hälfte der studierenden Unternehmerkinder (49%) hat im Betrieb der Eltern Berufserfahrung und spezifische Branchenkenntnis gesammelt. Als Unternehmensnachfolger würden sie im Idealfall die Fähigkeit zu professionellem Management mit familiärem Verantwortungsgefühl vereinen. Diese Chance wird verspielt, wenn die potentiellen Nachfolger ausserhalb des familieneigenen Betriebs ihr berufliches Glück suchen.

Lieber Angestellter als Unternehmer
Die meisten Unternehmerkinder streben direkt nach dem Studium eine Karriere als Angestellte an, wie 73 Prozent der Schweizer Befragten angaben. Weltweit liegt der Anteil nur bei 65 Prozent. «Die Unterschiede im internationalen Vergleich sind gross, da die Chancen in den verschiedenen Ländern stark variieren», erklärt HSG-Professor Thomas Zellweger. Hohes Interesse an einer Nachfolge im elterlichen Unternehmen findet sich nicht nur in Ländern mit einer vergleichsweise ärmeren Bevölkerung, sondern auch in sehr wohlhabenden Ländern wie Singapur oder Luxemburg.

Genau 84 Prozent der Schweizer Studierenden geben an, dass ihnen die Meinung ihrer Eltern wichtig ist bei beruflichen Entscheidungen – im internationalen Vergleich sind es 85 Prozent. Dennoch sollten Eltern ihre Kinder nicht zu stark zur Unternehmensnachfolge drängen. Erscheint das Leben der Eltern als Unternehmer unattraktiv und von grossen Zwängen bestimmt, so werden sich Kinder seltener für eine Nachfolge entscheiden.

Karrierechancen steigern Interesse
Bei aller Bindung an die Eltern spielen auch Karrieregründe eine Rolle für die Entscheidung der Studierenden. «Grosse und florierende Familienunternehmen haben wesentlich höhere Chancen auf eine familieninterne Nachfolge», erklärt Thomas Zellweger. «Um das Finanzielle geht es den Unternehmerkindern dabei aber weniger – viel mehr sehen sie hier bessere Chancen, sich selbst zu verwirklichen und ein inspirierendes Umfeld für ihr Unternehmertum zu finden.»

Bild: Photocase/ Ulrike A

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