Veranstaltungen - 30.04.2013 - 00:00 

Mut zu Klartext

Für welche Werte stehen junge Leute ein? Hat die nächste Generation den Mut, eigene Wege zu gehen? Über unkonventionelles Denken diskutierten die Gewinner des Essay-Wettbewerbs mit Gästen St. Gallen Symposiums.
Quelle: HSG Newsroom

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3. Mai 2013.  Zur Feier des 25-Jahr-Jubiläums des St. Galler Essay-Wettbewerbs hatten die studentischen Organisatoren der Konferenz Gäste mit starken Meinungen eingeladen.

Auf dem Podium diskutierten die Gewinner des nicht unbescheiden titulierten «Wings of Excellence Award» mit Dr. Burton Lee (Stanford University), Chandran Nair (The Global Institute for Tomorrow) und Professor Thomas Pogge (Yale University) über Mut und Macht der nächsten Generation («Empowering the next generation»). Durch die Diskussion führte Yoko Ishikura, Professorin an der japanischen Keio University. Ein Zeichner setzte die Themenschwerpunkte «Werte, Technologie und Wohlstand» während der Diskussion in Bilder um.

Kilian Semmelmmann aus Deutschland forderte in seinem Beitrag «Stop being the current» eine neue Betrachtungsweise und Förderung der jungen Generation. Radoslav Dragovs  (Bulgarien)  zeigte in seinem Essay «Think Different: Why We Don‘t Think Differently», warum sich jüngere Generationen mit einer hochrationalisierten, sozialen und ökonomischen Welt abzufinden scheinen. Bree Romuld aus Australien ging in ihrem Beitrag «Global Institutions and Followership: Relearning that courage sits in the crowd» der Frage nach, weshalb mutige Gefolgschaft ebenso wichtig ist wie mutige Führung.

Fluch und Segen moderner Technologien
Nachdem die Gewinner ihre Essay-Konzepte vorgestellt hatten, hielt Chandran Nair ein Plädoyer für mehr Mut zu neuen Ideen, wie ein erfolgreiches Leben zu gestalten sei. Er forderte die jungen Gäste des St. Gallen Symposiums auf, eigene Wege zu gehen.

Nicht als «Leaders of Tomorrow» – dies sei eine arrogante Wortwahl, die auf eine ebensolche Haltung schliessen lasse. Sondern als Menschen, die ihr Leben im Sinne des Gemeinwohls klug anpacken. Und Einsatz auch dort zeigen, wo es keine lukrative Referenz für den Lebenslauf abzuholen gibt.  Zum Beispiel bei der Installation von Toiletten in Ländern ohne sanitäre Infrastruktur. «Wir sprechen über Mut, aber Klartext hat bisher keiner geredet», provozierte der indische Ingenieur. Eine klare Haltung sei nicht zu verwechseln mit eintausend Followern auf Twitter oder zahlreichen Likes auf Facebook.

Bei der Diskussion über Zukunftstechnologien und die Rolle von Wirtschaft und Staat holte Chandran Nair erneut zum Rundumschlag aus: «I don`t need facebook, I can face life – and love», erklärte der Gründer des Think Tanks «Global Institute for Tomorrow». Moderne Technologien seien Segen und Fluch zugleich. Nur ein starker Staat vermöge schädliche Nebenwirkungen des weltweiten Netzes verantwortungsvoll zu kontrollieren. «Wie schützen sie Kinder sonst vor pornographischen Internetseiten? Mc Donald`s und Google werden sich sicher nicht darum kümmern.»

Haltung statt Verzettelung
Die Frage, wie und ob ein Staat die Rolle des Schutzpatrons für seine Bürger wahrnehmen solle, sorgte für einen Hauch von kaltem Krieg auf dem Podium. Die Fronten wurden lautstark geklärt. Moderatorin Yoko Ishikura führte die Podiumsgäste geschickt zurück zum Thema Werte.

Hier setzte Bree Romuld ein. «In unserer Multioptionsgesellschaft verzetteln wir uns häufig», sagte sie. Es komme darauf an, zu wissen, wer man sei – und nicht darauf, wie man sich präsentiert. Bei Gesprächen mit jungen Konferenzgästen sei ihr aufgefallen, dass nur wenige wirklich erklären könnten, wer sie seien und wofür sie stünden. «Wir müssen lernen, über unsere grundlegenden Werte zu sprechen», sagte die Master-Studentin der Universität St.Gallen. Eine klare Haltung sei die Voraussetzung dafür, Möglichkeiten sinnvoll zu nutzen. Dazu zählten auch die Optionen moderner Technologien.

Eigensinn entwickeln 
Mit Blick auf das Themenbild des Zeichners schloss Lord Griffiths of Fforestfach die Diskussion mit dieser Empfehlung an die junge Generation: «Seht euch selbst immer als Teil eines grossen Ganzen und pflegt euren Geist. Rennt nicht uns Alten hinterher, geht eure eigenen Wege.» St.Gallens Namenspatron, der irische Wandermönch Gallus, sei ein gutes Vorbild für die positive Wirkung unpopulärer Entscheidungen.

An dem Essay-Wettbewerb nahmen rund 1000 Studierende und Promovierende von 380 Universitäten aus 98 Ländern teil. Die drei englischen Beiträge der Gewinner sind online einzusehen unter www.symposium.org/winners

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