Hintergrund - 20.03.2017 - 00:00 

Mit kleinen Schritten zur Digitalisierung

Am 27. März 2017, am Tag der Lehre, lassen sich HSG-Angehörige inspirieren, wie sie Lehre innovativ gestalten können. In diesem Jahr steht die Digitalisierung im Vordergrund. Ziel ist es, innovative Formate an der HSG kennenzulernen und einen eigenen originellen Ansatz für die Lehre zu finden.
Quelle: HSG Newsroom

 

21. März 2017. Forschende teilen ihre Ergebnisse in Journals und an Fachtagungen mit Gleichgesinnten. Auch Preise für gute Forschung werden vergeben. Für «gute Lehre» gibt es jedoch nur wenige Plattformen. Einzig die Studentenschaft verleiht einmal jährlich den «Award for Best Teaching». «Da alle Studierende für den Award abstimmen, gewinnen meistens Dozierende mit einer grossen Vorlesung auf Assessment- oder Bachelor-Stufe», sagt Jaqueline Gasser-Beck, Leiterin des Teaching Innovation Labs an der Universität St.Gallen. «Schade für Dozierende mit Ideen, welche diese in einem kleineren Rahmen umsetzen.» Um auch diesen Dozierenden eine Plattform für innovative Lehre zu geben und ihnen eine Wertschätzung entgegen zu bringen, fand vor drei Jahren erstmals der Tag der Lehre statt. Ein Tag für Dozierende, Studierende und Verwaltungsmitarbeitende der HSG zum Thema «Wohin bewegt sich die Lehre an der HSG».

Digitalisierung am Tag der Lehre 2017

«Man kann sich den Tag der Lehre wie eine Informationsveranstaltung in einem Grossunternehmen vorstellen», sagt Jaqueline Gasser-Beck. «Einen Anlass, bei dem die Belegschaft eingeschworen wird, wohin es in Zukunft gehen soll.» Mit einem Vortrag eines externen Referenten, will der Tag der Lehre die Dozierenden inspirieren und neue Themen aufzeigen. Daneben können HSG-Angehörige «Best-Practice-Beispiele» für innovative Lehre präsentieren oder sich für ihre eigenen Lehrveranstaltungen inspirieren lassen. «Und auch die ‹Adressaten›, die Studierenden, sind eingeladen, sich aktiv zu beteiligen.»

Bereits im Sommer vergangenen Jahres hat das Team von Jaqueline Gasser-Beck mit der Planung des Tags der Lehre begonnen. Die Wahl des externen Referenten beeinflusst jeweils auch den thematischen Schwerpunkt. In diesem Jahr konnte Gasser-Beck Dr. Karin Vey vom THINKlab IBM für einen Vortrag gewinnen. Als Innovationsexpertin spricht sie darüber, wie künstliche Intelligenz das Leben und Lehren verändern kann. «Das Thema künstliche Intelligenz hat bei uns im Team zu grossen Sinnfragen geführt: Warum unterrichten wir noch an der Universität? Was bedeutet künstliche Intelligenz für uns? Werden Lehrende überflüssig?» So haben sie sich in diesem Jahr erstmals zu einer Podiumsdiskussion entschieden. Auch gerade weil die Digitalisierung eine Positionierungsfrage an der Universität aufwirft: Wie sieht die nächste digitale Generation an der HSG aus? Da das Thema nicht spurlos an der HSG vorbeigeht, ergänzen Vorträge von Dozierenden den Tag der Lehre. «Einige Dozierende kamen direkt auf uns zu, andere haben wir direkt angefragt.»

Detektivarbeit

Innovative Lehre sind für das Teaching-Innovation-Lab-Team Veranstaltungen, bei welchen die Studierenden interagieren und sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit einbringen. «Diese Perlen der innovativen Lehre» findet Jaqueline Gasser-Beck indem sie ihr Büro so viel wie möglich verlässt. «Ich frage Kolleginnen und Kollegen aus der Akademia und aus der Verwaltung, befrage Studierende und besuche auch schon mal eine Vorlesung, denn ich möchte neue Formate kennenlernen.» Schlussendlich sei es eine Detektivarbeit: Denn innovative Formate sind nicht mit einem roten Punkt im Vorlesungsverzeichnis markiert.

Neben der Detektivarbeit auf dem Campus tauscht sich das Teaching Innovation Lab mit anderen Universitäten weltweit aus. «Dies ist enorm wichtig, um A, das Rad nicht neu erfinden zu müssen und B, um negative Erfahrungen die andere gemacht haben bei sich selbst zu vermeiden», sagt Gasser-Beck.

Dozierende für die Digitalisierung fit machen

Entstanden ist das Teaching Innovation Lab aus einer Initiative. Das Kernteam besteht aus drei Personen: Jacqueline Gasser-Beck leitet das Lab, Felix Seyfarth ist für das Media Lab, sprich für die Videoproduktion, zuständig und Anina Angehrn kümmert sich um die Administration. «Daneben arbeiten wir interdisziplinär mit Personen aus unterschiedlichen Verwaltungsbereichen zusammen und auch mit den Wirtschaftspädagogen stehen wir in engem Kontakt», so Gasser-Beck.

Die primäre Aufgabe des Teaching Innovation Lab ist es, gemeinsam mit HSG-Dozierenden innovative und gleichzeitig akademisch anspruchsvolle Lehrformate zu entwickeln. Mit dem Lab haben Dozierende eine Ansprechperson, wenn sie etwas Neues machen wollen, Beratung suchen und Unterstützung benötigen. «Mit einem Innovationsbudget unterstützen wir Klein-Projekte auch finanziell, um beispielsweise Initiierungskosten für ein neues Lehrformat abzudecken.» sagt Gasser-Beck. Dabei betont sie, dass dieses Geld nicht eingesetzt werden sollte, um Fallstudien anderer Universitäten oder privater Anbieter einzukaufen. «Wir müssen unseren eigenen Weg finden und uns durch qualitativ hochstehende innovative Lehre von unseren Mitbewerbern abheben.»

Da sich Kommunikation und Interaktion in den vergangenen Jahren stark verändert haben und diese Veränderung noch nicht abgeschlossen ist, will Gasser-Beck Berührungsängste gegenüber digitalen Formaten bei den Dozierenden abbauen und sie im Umgang mit multi-medialen Werkzeugen unterstützen. «Hier stelle ich mir vor, dass wir in Mini-Workshops jeweils ein digitales Hilfsmittel vorstellen. Denn es müssen nicht immer grosse Veränderungen sein, die man in die Vorlesung einbauen kann. Man kann auch klein anfangen.»

Schritt für Schritt

So hat Jaqueline Gasser-Beck auch klare Erwartungen an den Tag der Lehre: «Die Dozierenden sollen vorbeikommen und sich inspirieren lassen. Eventuell auch den Mut fassen, eine schon lange gehegte Idee umzusetzen.» Der Weg von der Idee zur Umsetzung sei nicht immer ein Spaziergang, sagt Gasser-Beck, aber meistens machbar – auch mit der Unterstützung des Teaching Innovation Labs.

Am Tag der Lehre im vergangenen Jahr wurde den Dozierenden ein sogenanntes «Backchannel-Tool», eine Art Twitter-Feed für Vorlesungen, präsentiert. Studierende können direkt über ihr Smartphone Fragen zur Vorlesung stellen. «Einzelne Dozierende hatten nach dem Tag der Lehre Interesse daran. Nun wird es bei grossen Vorlesungen bereits angewandt.» Solche kleine digitalen Hilfsmittel, welche den Alltag in einer Vorlesung oder die Nachbearbeitung vereinfachen, stellt das Teaching Innovation Lab auch auf seiner Homepage unter dem Jahr vor. «So sind die Professoren und die HSG hoffentlich mit der Zeit etwas digitaler unterwegs und müssen sich vor den kommenden Studierendengenerationen nicht verstecken.»

Amerikanische Universitäten als Vorreiter

«Die HSG wird nach wie vor als innovativ wahrgenommen», sagt Jaqueline Gasser-Beck. Vorreiter in der innovativen Lehre seien jedoch amerikanische Privatuniversitäten wie Stanford, Harvard oder das MIT. «Die Amerikaner wagen mehr als wir und sind auch finanziell besser gestellt um Innovativen voranzutreiben.» An der Universität St.Gallen sei es gemäss Gasser-Beck wieder an der Zeit, sich neu zu finden. «Wie damals, als wir die erste Universität waren, die die Bologna-Reform umgesetzt hat.» Damit die HSG ein solches Zeichen setzen kann, muss die Organisation fit für die Digitalisierung gemacht werden. Mit dem Tag der Lehre und dem Teaching Innovation Lab sind die ersten Schritte gemacht.

Bild: Teaching Innovation Lab

 

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