Veranstaltungen - 12.05.2016 - 00:00 

Migration: Der Blick über den Tellerrand

Angesichts der humanitären Katastrophe, die sich in Europa offenbart, setzt das St.Gallen Symposium Migration in einem größeren Zusammenhang.<br/>
Quelle: HSG Newsroom

13. Mai 2016. Beim Diskussionsforum am St.Gallen Symposium wurde Migration aus unterschiedlichen Perspektiven von Spezialisten verschiedener Bereiche beleuchtet. Fabrice Leggeri ist Experte für grenzüberschreitenden Verkehr, Grenzen und Visa. Seine Firma Frontex ist für die Sicherung der äusseren Grenzen Europas und des Schengen-Raums verantwortlich. Seine Perspektive zu Migration ist praktischer Natur.

Leggeri wurde gefragt, ob Europa einer Migrationskrise gegenüberstehe. Er antwortete, dass die Krise keine europäische sei, sondern eigentlich in Europas Nachbarschaft stattfinde, was einen Einfluss auf Europa habe. Er wies darauf hin, dass Europa im Jahr 2015 1,8 Millionen illegale Grenzübertritte erlebt habe und das als Belastungstest für die Grenzen des Schengen-Raums gesehen werden könne.

Kurzfristige Lösungen

Dr. Dambisa Moyo, eine Ökonomin und Autorin, die das Zusammenspiel von Auslandsgeschäften und Weltwirtschaft untersucht, warf einen umfassenderen, systemischeren Blick auf die Gründe für Migration. Sie sprach vor allem über die politische Migration einer grossen Zahl von Menschen aus Ländern wie Syrien und aus dem nahen Osten. Sie glaubt, dass «ungeordnete Migration weiter stattfinden wird, solange Regierungen sich auf kurzfristige Lösungen konzentrieren.»

Diskussionsleiter Christoph Frei von der HSG merkte an, dass der Ruf nach einer systemischen Veränderung gut klinge, wollte jedoch wissen, was praktisch zu tun sei. Leggeri sagte, er glaube, die Lenkung der Migration sei eine viel grössere Aufgabe als die Gewährleistung der Grenzsicherheit und dass es nicht die Lösung des Migrationsproblems sein könne, sich nur auf das Kontrollieren der Grenzen zu konzentrieren. Er sagte ausserdem, dass alle EU- und Schengenmitgliedsstaaten eine aktive Rolle für Flüchtlinge übernehmen müssten.

«Fair policies»

Moyo sagte, dass Nationen mit ihrer Politik und Ökonomie anstreben sollten, eine Welt zu schaffen, die Schwellenländer unterstützt und weiterentwickelt, damit die Menschen nicht in der Hoffnung auf ein besseres Leben aus ihren Heimatländern fliehen. Sie forderte eine Öffnung der Märkte und die Gestaltung einer gerechteren Welt.

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