Campus - 11.10.2013 - 00:00 

Mehr Raum für Reflexion

Wie kann die HSG Nachhaltigkeit und Verantwortung besser in der Lehre verankern? Dies war Thema einer Podiumsdiskussion an der HSG. Fazit: Eine moralische Grundhaltung ist mehr als nur ein Studieninhalt, muss aber gerade von Business Schools gefördert werden.
Quelle: HSG Newsroom

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11. Oktober 2013. Zu Gast auf dem Podium waren Rektor Thomas Bieger, Wirtschaftspädagogik-Professor Dieter Euler, die Präsidentin der HSG-Studentenschaft, Stéphanie Hagmann, und die Präsidentin der studentischen Organisation oikos, Fabienne Meienberger.

Business Schools tragen Verantwortung
Professor Thomas Dyllick, HSG-Delegierter für Nachhaltigkeit und Verantwortung, eröffnete die Diskussion mit dem Ergebnis einer Umfrage: «Über 80 Prozent der Manager sind der Meinung, dass die Wirtschaft eine stärkere Führung im Bereich Nachhaltigkeit übernehmen muss.» Als Business School habe die HSG die Aufgabe, Persönlichkeiten auszubilden, die durch ihr Handeln zum Wohl von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen.

In den Kernfächern kämen diese Aspekte bisher aber nicht richtig zum Tragen, sagte oikos-Präsidentin Meienberger: «Moralische Probleme sollten nicht nur innerhalb des St.Galler Management Modells, im Kontextstudium und im ersten Studienjahr intensiv behandelt werden». Stéphanie Hagmann ergänzte, Verantwortung sei nicht nur ein Studieninhalt. «Ich finde, Verantwortung sollte vielmehr die Grundeinstellung eines jeden Studierenden sein. Gerade, wenn wir vorhaben, im Berufsleben Entscheidungen auf Führungsebene zu treffen.» Die Universität habe die Aufgabe, eine bewusste Haltung zu fördern, sagte Rektor Thomas Bieger. «Viele Nachhaltigkeitsinitiativen bestehen bereits. In manchen Fächern muss der Blick für ethische Aspekte aber noch geschärft werden», sagte Dyllick.

Handwerkszeug und Moral
Eine Bachelor-Studentin im Publikum wandte ein, dass der Erledigungsdruck dazu verleite, das Studium so effizient wie möglich zu gestalten. Kernfächer wie Betriebswirtschaft und Ökonomie würden daher bei den meisten Studierenden als wichtiger erachtet als das geisteswissenschaftliche Reflexionsangebot. Fakultative Angebote hätten bei der Studienorganisation oft das Nachsehen. «Studierende sollten nicht die Möglichkeit haben, die Themen Verantwortung und Nachhaltigkeit zu umschiffen», sagte Thomas Dyllick. «Auch in Ökonomie und Betriebswirtschaft lässt sich eine nachhaltige Grundeinstellung vermitteln», schloss sich Bildungsmanagement-Professor Dieter Euler an. «Wir geben jungen Menschen das Handwerkszeug für ihr Berufsleben mit auf den Weg. Und wir regen dazu an, über die Verantwortung nachzudenken, die man als Manager trägt.»

Wertbotschaften im Studienalltag
Prägend in der Ausbildung sei der Kontakt mit Vorbildern, sagte HSG-Rektor Thomas Bieger. Soziale Verantwortung und ein nachhaltiges Bewusstsein entstünden durch Nachdenken, aber vor allen Dingen bei der Auseinandersetzung mit konkreten gesellschaftlichen Problemen. «Engagement für die Gesellschaft sollte fester Bestandteil der Wirtschaftsausbildung sein», ergänzte Altrektor Peter Gomez. «Unsere Studierenden sollten sich aber nicht nur sozial einbringen, weil das einem mustergültigen Lebenslauf entspricht», wandte Euler ein.

Wertbotschaften, zum Beispiel wie Erfolg zu definieren sei, würden auch im Studienalltag und von künftigen Arbeitgebern vermittelt. «Studierende brauchen mehr Raum für Reflexion», sagte Euler. Team-Teaching von zwei Dozierenden aus verschiedenen Fachrichtungen sei eine Methode, um nachhaltige Aspekte auch in den Kernfächern einzubringen, ergänzte Wirtschaftsethik-Professor Thomas Beschorner.

Neues Portal für Nachhaltigkeit
Zu Beginn des Anlasses orientierten Thomas Dyllick und sein Assistent Nico Frey die Gäste über bereits laufende Verantwortungs- und Nachhaltigkeitsaktivitäten der HSG. Neben einem kurzen Rückblick auf das Thema Wirtschaft und Ökologie an der HSG wurde erstmals das neue Verantwortungs- und Nachhaltigkeitsportal www.nachhaltigkeit.unisg.ch vorgestellt, das laufend erweitert wird.

Vier HSG-Kerninstitute und Center zeigten, wie sie das Thema Verantwortung und Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung eingebunden haben. Rolf Wüstenhagen stellte das Institut für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG) vor, Thomas Beschorner gab Einblick in die Arbeit des Instituts für Wirtschaftsethik (IWE-HSG). Peter Gomez präsentierte jüngste Forschungsarbeiten des Center for Leadership and Value in Society (CLVS-HSG), das mit öffentlichen Portalen die Bürger in seine Arbeit einbezieht. Stefan Böhm berichtete über die Arbeit des Center for Disability and Integration (CDI-HSG), das sich mit der Einbindung von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsprozess beschäftigt.

Bild: oikos / Robert Stürmer

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