Campus - 24.04.2018 - 00:00 

Lesung Timmerberg: Werte, Wölfe, Wildnis

In der Reihe «Das andere Buch an der Uni» lesen stets Autoren, die einen Bezug zu St.Gallen haben. Diesmal war mit Helge Timmerberg ein welterfahrener Reisejournalist zu Gast. Nach wilden Reisen, nach intensiven Lebensjahrzehnten lebt der Mitte Sechzigjährige nun in St.Gallen. Denn er schätzt, wie er sagt, inzwischen die Gemütlichkeit. Die Lesebühne der HSG-Bibliothek betritt dann aber doch ein umtriebiger Lupus. Dana Sindermann berichtet.
Quelle: HSG Newsroom

24. April 2018. Die Stadt St.Gallen ist eine Stadt der Reisen und der Bücher. Denn um die literarischen und wissenschaftlichen Schätze der Stiftsbibliothek zu kopieren, reisten viele Mönche von Weitem an. Allein die Gründung der Stadt geht auf einen Reisenden zurück. Und wer reist, führt Andreas Härter, Titularprofessor für Deutsche Sprache und Literatur, in den Abend ein, hat etwas zu erzählen. Zum Beispiel vom angriffslustigen Bären, der gezähmt wurde. Um wilde Tiere wird es in der Lesung von Helge Timmerberg auch noch gehen. Im Grunde sind sie omnipräsent ab dem Moment, in dem der Autor die Bühne betritt.

«Ich lebe. Aus.»

Braun-grauer Vollbart, Winnetou-Frisur und Adlerblick. So sitzt er auf der Bühne und schleicht doch um den Beginn des Lesens herum. Erzählt ungezähmte Witze, lässt die bereit gestellte Weissweinflasche gluckern und macht einen elaborierten Mikrofontest. Er versucht das Ungebändigte mit solchen Riten zu packen. Riten, sagt er, sind hilfreich, um sich durch das Universum zu lavieren, das voller schwarzer Löcher ist. Löcher, wie die Fragen «Woher komme ich?», «Wohin gehe ich?» und «Was ist der Sinn des Lebens?». Timmerberg lebt indes lieber, als über Fragen dieser Art zu sinnieren. «Ich lebe. Aus.» Sein Wahlspruch dabei: «Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.»

Abenteuer in exotischen Ländern

Und so geht es in den dargebotenen Geschichten um Frauen, um Rausch, um Abenteuer in exotischen Ländern oder auf Mittelmeerinseln. Entsprechend warm, nein, hitzig ist die Stimmung der Texte; Treibend und forsch der Rhythmus des Vorlesens. Mal im Hintergrund, mal weiter vorne, aber stets präsent sind die Stimmen, das Heulen und Ringen der inneren Wölfe zu hören. Nur in der dritten, letzten Geschichte ist die Atmosphäre gedämpft. Sie spielt in Luzern und handelt von einem Besucher der Stadt, der von der Schweizer Uhrmacherkunst fasziniert ist. Nun will er sich solch ein handgefertigtes Objekt zulegen. Denn, «Ein Mann braucht echte Werte». Was lässt sich dem hinzufügen?

Dana Sindermann ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Wirtschaftsethik.

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