Forschung - 30.01.2013 - 00:00 

Internet trotzt Einkaufstourismus

Der Umsatz des Schweizer Online-Handels ist im vergangenen Jahr auf 10.18 Milliarden Franken gestiegen – und das trotz zunehmendem Einkaufstourismus. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des IRM-HSG.
Quelle: HSG Newsroom

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5. Februar 2013. Internet-Shopping ist weiterhin in allen Detailhandelsbranchen sehr beliebt – allen voran Ferienreisen (+5.1% Online-Kunden), Flugtickets (+4.8%), Musiktitel und Filme (je +4.1%) sowie Computerhardware (+3.2%). «Der Schweizer Online-Handel hat eine neue Wachstumsphase erreicht», sagt Prof. Dr. Thomas Rudolph, Direktor des Forschungszentrum für Handelsmanagement (IRM-HSG). «Das Einkaufsverhalten entwickelte sich jedoch etwas gemächlicher als in den turbulenten Vorjahren.»

Konkurrenz durch Einkaufstourismus
Der E-Commerce sei nun endgültig zum normalen Bestandteil des täglichen Einkaufs geworden, fügt der Experte für Handel hinzu. «Kaufzurückhaltung zeigt sich nun aber auch im Online-Handel in nur noch leicht steigenden Einkaufsbeträgen.» Konkurrenz macht dem Internet-Shopping der Einkaufstourismus: Online-Shopper kaufen gerne günstiger in Ladengeschäften im Ausland ein.

Der stärkste Konsumententrend liegt im Jahr 2013 in der mobilen Internetnutzung. Rund 70% der Konsumenten nutzen mobile Endgeräte. Eine grosse Steigerung gegenüber dem Jahr 2011, als der Anteil der mobilen Internetnutzer noch 44.1% betrug. Der damit verbundene ständige Zugriff auf Informationen führt dazu, dass Schweizer Konsumenten ihren Lebensmittelpunkt immer stärker auf die virtuelle Welt ausrichten.

Internet wird zum Lebensmittelpunkt
«Für viele Konsumenten ist das Internet eine neue Heimat», sagt Dr. Oliver Emrich, Assistenzprofessor am Forschungszentrum für Handelsmanagement.  Jeder dritte Konsument, der online ist, nutzt das Internet, um Ereignisse in seinem Alltag besser zu verstehen. Jeder vierte nutzt das Netz, um Vorteile im Leben zu erzielen. Jeder fünfte ist der Ansicht, dass das weltweite Netz hilft, um bei Freunden und Bekannten stärker wahrgenommen zu werden und jeder siebte betrachtet seine Online-Präsenz als Teil seiner Persönlichkeit.

Verbunden mit diesem Wandel in der sozialen Identität ist die Gefahr der obsessiven Internetnutzung. Andere Lebensbereiche rücken in den Hintergrund. Jeder sechste Schweizer Online-Nutzer gibt an, seinen Drang «online zu sein» nur schwer kontrollieren zu können. Diese Gruppe nutzt das Internet täglich drei Stunden in der Freizeit. Der Durchschnitt beträgt zwei Stunden.

Inspiration im Netz
Ein positiver Trend: Immer mehr Kunden fühlen sich vom Netz inspiriert. Zu den inspirierendsten Aktivitäten zählen Videoschauen, Blogs und Foren lesen, Produkte und Dienstleistungen selbst mitgestalten und dieselben kaufen. Der St.Galler Internettag am 19. März 2013 stellt die wichtigsten Online-Trends in der Schweiz unter dem Stichwort «Heimat Internet» vor. Dabei gehen die Studienautoren auch auf die Frage ein, wie der Online-Handel weiterhin einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum in der Schweiz leisten kann.

Bild: Photocase / Testfight

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