Campus - 20.02.2023 - 10:41 

HSG-Startup «MyConcentrAid» steigert Produktivität mit Online-Co-Working

Zwei HSG-Doktorandinnen bringen Menschen über die Plattform «MyConcentrAid» zu digitalen Arbeitsblöcken zusammen. Während die Nutzenden dabei für sich arbeiten, bleiben sie verbunden – die soziale Verbindlichkeit dieser Situation soll die Produktivität steigern.
Quelle: HSG Newsroom
Die Gründerinnen des HSG-Startups «MyConcentrAid»: Elisabeth Essbaumer und Caroline Obolensky
Die Gründerinnen Elisabeth Essbaumer und Caroline Obolensky (von links) möchten mit ihrem HSG-Startup «MyConcentrAid» die Produktivität durch Online-Co-Working steigern.

Wie so viele fand sich die HSG-Doktorandin Elisabeth Essbaumer während des ersten Corona-Lockdowns plötzlich im Home Office wieder. Hier schrieb die heute 32-Jährige an ihrer Doktorarbeit weiter, doch nach einigen Wochen hatte sie Mühe, längere Zeit konzentriert zu arbeiten. «Als Doktorandin brauche ich grundsätzlich viel Selbstdisziplin. Ich kann mir meine Arbeit weitgehend selbst einteilen, gleichzeitig ist das Abgabedatum weit weg.» Darauf verabredete sie sich mit Kolleginnen zu Online-Arbeitstreffen, an denen alle individuell für sich arbeiteten, jedoch via Videoanruf verbunden waren. «Vor dem Arbeitsblock stellte jeder den anderen kurz vor, was er in der normalerweise 50-minütigen Session erreichen will.»

Essbaumer erhielt durch dieses digitale Co-Working und die damit verknüpfte Verbindlichkeit einen Produktivitätsschub. «Dabei entstand die Idee, dass auch andere Menschen, die allein im Home Office arbeiten, davon profitieren könnten», sagt Essbaumer. Sie und die 34-jährige Caroline Obolensky, die ebenfalls an der HSG doktoriert, gründeten darum das Startup «MyConcentrAid». Auf dessen Plattform können sich Nutzende via Kalender zu gemeinsamen Arbeitsblöcken verabreden.

Co-Working mit Unbekannten funktioniert bestens

Momentan werden die Nutzenden vor allem noch über gemeinsam verfügbare Zeitfenster «gematched», was dazu führt, dass sich auch Unbekannte gegenübersitzen – laut Essbaumer sogar ein Vorteil. «Wenn man sich mit Unbekannten zum Arbeiten trifft, ist der Effekt noch stärker. Man schiebt dann keine Gründe vor, weshalb man gerade jetzt eine unangenehme Aufgabe nicht erledigen könne, wie man es bei Freunden vielleicht tun würde.» Das Phänomen der sozialen Verbindlichkeit sei wissenschaftlich gut erforscht.
Seit November 2021 ist die Plattform live und zählt rund 300 Nutzende. «Wir sind beide dabei, unser Doktorat abzuschliessen. Danach wollen wir uns Vollzeit unserem Startup widmen und wachsen», sagt Essbaumer. Geplant ist, dass die Gründerinnen ein Büro im St.Galler «Startfeld» beziehen. Das Innovationsnetzwerk, an dem verschiedene St.Galler Bildungs- und Wirtschaftsinstitutionen beteiligt sind, stellt Startups unter anderem Büroräume und Coaching zu Verfügung.

Einen Fokus will «MyConcentrAid» auch weiterhin auf Forschende an Hochschulen legen. Daneben seien sie auch mit Unternehmen im Gespräch, die die Plattform für Mitarbeitende an Home Office-Tagen nutzen möchten. «Im Bereich der Produktivitätssteigerung besteht ein riesiger Markt mit diversen Angeboten wie beispielsweise Apps und Seminaren. Wir glauben, dass sich unsere Plattform dadurch abhebt, dass sie zu wirklich nachhaltigen Verhaltensänderungen bei den Nutzenden führt», sagt Essbaumer.

«HSG-Umfeld inspiriert zu Gründungen»

Die beiden «MyConcentrAid»-Gründerinnen konnten während eines Semesters am «HSG Entrepreneurial Talents»-Programm der Förderinitiative «Startup@HSG» teilnehmen. «Als Volkswirtschafterin habe ich von dieser Gründungsförderung stark profitiert. Zuvor hatte ich wenig Berührungspunkte mit Unternehmertum», sagt Essbaumer. Zudem gebe es diverse HSG-Doktorierende, die eigene Startups gründen. «Dieses Umfeld ist inspirierend.»

Noch steht «MyConcentrAid» am Anfang, doch die zwei Gründerinnen haben bereits Ideen für die Weiterentwicklung. «Die Nutzenden arbeiten oft in ähnlichen Bereichen. Sie könnten sich darum über die Plattform auch beruflich austauschen», so Essbaumer. Zudem könnte die Plattform Nutzenden weitergehende Tipps zur Produktivitätssteigerung geben – etwa, wie man sinnvolle Pausen gestaltet oder grosse Arbeitsblöcke portioniert. «Prokrastination ist ein massives Problem unserer immer stärker digitalen Gesellschaft», sagt Essbaumer. MyConcentrAid wolle dazu beitragen, dass die Gesellschaft lerne, mit dieser Herausforderung umzugehen.

Bild: Die beiden Gründerinnen Elisabeth Essbaumer und Caroline Obolensky (von links) möchten mit ihrem HSG-Startup «MyConcentrAid» die Produktivität durch Online-Co-Working steigern.

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