Forschung - 22.11.2013 - 00:00 

Glück statt Geld als Erfolgsindiz

Wann geht es Menschen gut? Hängt das Glück einer Gesellschaft an Wachstum und Geld? Und welchen Einfluss hat das Einkommen auf die Lebenszufriedenheit? Darüber sprach Ökonomie-Professor Andrew Oswald, University of Warwick, in einem öffentlichen Vortrag.
Quelle: HSG Newsroom

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22. November 2013. Das BIP stamme aus einer Zeit, in der Lebensmittel auch in westlichen Ländern knapp waren. Glück sei ein zeitgemässerer Indikator für gesellschaftliches Wohlergehen. «Das Bruttoinlandprodukt ist keine aussagekräftige Messgrösse mehr für Erfolg und Wohlbefinden einer Gesellschaft», sagte der renommierte Glücksforscher Andrew Oswald zur Eröffnung seines Vortrags.

Dies stelle die Forschung vor Herausforderungen: Im Gegensatz zum Einkommen mussten die Daten zum Glücksempfinden der Menschen in verschiedenen Ländern zunächst über Jahre zusammengetragen und ausgewertet werden. So untersuchte Oswald beispielsweise, wie Einkommen und individuell empfundene Lebenszufriedenheit zusammenhängen. Fazit: Einkommenszuwächse in den USA und Europa steigerten zwar die subjektive Lebenszufriedenheit, dies aber nur für eine kurze Dauer. Erreicht das Wirtschaftswachstum ein bestimmtes Niveau, stagniert die Lebenszufriedenheit. Bisweilen nimmt sie sogar ab.

Glücksfaktoren für Länder
Was aber macht Menschen in verschiedenen Regionen der Welt glücklich? Um dies herauszufinden, führte Oswald Umfragen durch, die die individuelle Lebenszufriedenheit spiegeln. Befragte gaben zum Beispiel Auskunft darüber, wie zufrieden sie aktuell seien, wie glücklich sie gestern oder vor einem Jahr waren, was sie beunruhige, wie oft ihnen Sorgen den Schlaf raubten und dergleichen mehr.

Grossen Einfluss auf die individuelle Lebenszufriedenheit haben zum Beispiel Arbeit, Gesundheit, Freundschaften oder Ehe. Neid, Unsicherheit oder Ungerechigkeit führen – nicht überraschend – zu Unzufriedenheit. So reagierten Testteilnehmer verstimmt, wenn das Einkommen eines Kollegen bei gleicher Arbeitsleistung signifikant höher war als ihr eigenes. Als Glücksfaktoren für Länder kristallisierten sich Werte heraus wie die Möglichkeit, Handel zu treiben, saubere Luft, soziale Sicherheit, wenig Korruption und Kriminalität sowie Investitionen in Gesundheit und Bildung. In den meisten westlichen Ländern hat sich auch die subjektive Lebenszufriedenheit zwischen verschiedenen sozialen Gruppen und Schichten auf einem ähnlich hohen Niveau eingependelt, zeigten die Recherchen von Oswald.

Schweiz unter den Top Ten der glücklichsten Nationen
Das «Easterlin Paradox», eine Theorie über den Zusammenhang zwischen Einkommen und Glück, wird die Forschung auch künftig noch beschäftigen, prognostizierte der Ökonom. Er ermutigte die Studierenden im voll besetzten Audimax der Universität St.Gallen, sich mit dem «General National Happiness»-Indikator als dem neuen BIP auseinanderzusetzen. Aktuell sind die skandinavischen Länder und die Schweiz unter den Top Ten der Länder, in welchen sich Menschen als glücklich schätzen. «Keep calm and eat chocolate», gab der Ökonom den Zuhörern mit auf den Weg.

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