Forschung - 25.09.2017 - 00:00 

GemeinwohlAtlas 2017: Unternehmen unter der Lupe der Schweizer Bevölkerung

Das Zentrum für Führung und Werte in der Gesellschaft der Universität St.Gallen hat in Kooperation mit der Handelshochschule Leipzig 14'500 Personen in der gesamten Schweiz dazu befragt, welchen Beitrag die führenden privaten und staatlichen Unternehmen zum Gemeinwohl leisten. Damit ist diese Befragung die schweizweit grösste zum Thema.
Quelle: HSG Newsroom

25. September 2017. Die Schweizer Bevölkerung besinnt sich auf die Stärken ihrer Institutionen. Private und staatliche Unternehmen sind aber auch stärker denn je gefordert, den Erwartungen der Schweizer Bevölkerung Rechnung zu tragen. Gleichzeitig sind die Bürgerinnen und Bürger bereit, selbst einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten.

Eines steht fest: In den letzten zwei Jahren hat sich beim Thema Gemeinwohl in der Schweiz einiges getan. Die Bürgerinnen und Bürger machen sich heute deutlich mehr Sorgen, dass dem Gemeinwohl von den Unternehmen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. 73 Prozent sind heute dieser Meinung. Dies entspricht einer Steigerung um 12 Prozent. Mit der Sorge wächst aber gleichzeitig die Wertschätzung für das Vorhandene: Die meisten Unternehmen konnten in der positiven Beurteilung zulegen, es wird ihnen guter Wille attestiert.

92 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Unternehmen in der Verantwortung stehen, zum Gemeinwohl beizutragen. Sie sehen sich aber auch selbst in der Pflicht. 95 Prozent der Befragten geben an, durch ihr eigenes Verhalten einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten zu können. Dies ist ein starkes Bekenntnis zu einer Schweizer Mentalität, selbst anzupacken und weder den Staat noch die Wirtschaft allein in die Pflicht zu nehmen.

Das Ranking

Den ersten Platz belegt in diesem Jahr die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega), vor der Spitex, dem Sieger von 2015, und vor der neu im Atlas gelisteten Schweizer Paraplegiker Stiftung. In den Top Ten konnten sich durchweg Institutionen platzieren, deren Leistungsauftrag im Kern auf das Gemeinwohl zielt. Auf den Plätzen 11 – 20 finden sich meist genossenschaftliche (Migros, Landi, Volg, Raiffeisen) und staatliche (SRF, SBB) Unternehmen. Die ersten privaten Unternehmen belegen Plätze ab 30 (Geberit, Swiss, NZZ, Schindler). Das Schlusslicht bilden die zwei Fussballorganisationen UEFA und FIFA.

Top 10

  1. Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega)
  2. Spitex Verband Schweiz
  3. Schweizer Paraplegiker Stiftung
  4. Pro Senectute Schweiz
  5. Pro Infirmis
  6. Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK)
  7. AHV/IV
  8. Schweizer Reisekasse (Reka) Genossenschaft
  9. Schweizerische Unfallversicherung (Suva)
  10. Caritas

Last 10

  1. Amazon.com Inc.
  2. Facebook, Inc.
  3. FC Zürich
  4. Credit Suisse Group AG
  5. FC Sion
  6. Syngenta AG
  7. Blick
  8. Tamoil
  9. Vereinigung Europäischer Fußballverbände (UEFA)
  10. Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Das gesamte Ranking ist einsehbar unter www.gemeinwohl.ch.

Klarer Auftrag an Unternehmen und Organisationen

Die Befragten fordern die Unternehmen und Organisationen eindeutig auf, mehr für das Gemeinwohl zu tun. Alle Branchen liegen in dem beurteilten Gemeinwohlbeitrag hinter dem erwarteten Potenzial zurück – insbesondere die Banken, Medien und Versicherungen sind in dieser Hinsicht gefordert.

Der ehemalige Rektor der HSG, Peter Gomez, der das Patronat über diese Untersuchung übernommen hat, meint zu den Ergebnissen: «Für Führungskräfte gibt es nur einen Weg, sich eine Meinung zur gesellschaftlichen Akzeptanz ihres Unternehmens zu bilden: Die Bürgerinnen und Bürger befragen und sich überraschen lassen.»

Studienleiter Timo Meynhardt erklärt: «Die Schweiz von 2017 ist nicht mehr die Schweiz von 2015. Sie hat sich mental verändert – mehr Sorge und mehr Wertschätzung zugleich. Was auf den ersten Blick paradox erscheint, ist psychologisch plausibel: Die Schweizer schauen genauer hin und besinnen sich in Zeiten gewachsener Verunsicherung auf das Vorhandene. Sie halten fest an dem, was sie zusammenhält – ihre Unternehmen und Organisationen. Gleichzeitig setzen sie das Thema mit neuer Wucht auf deren Agenda. Hier sind alle zum Dialog aufgefordert, keiner kann sich zurücklehnen.»

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