Veranstaltungen - 23.10.2017 - 00:00 

Erstes ACA-Forschungssymposium an der HSG: Braucht es für das Rechnungswesen Menschen?

Vom 8. bis zum 10. November 2017 findet an der Universität St.Gallen das erste ACA-Forschungssymposium statt. Diese Fachtagung, die vom Institut für Accounting, Controlling und Auditing (ACA-HSG) organisiert wird, soll eine Brücke schlagen zwischen der Forschung im Bereich Rechnungswesen und der Praxis.
Quelle: HSG Newsroom

23. Oktober 2017. Nach Ansicht der Marketingexperten, Ärzte, Chemiker und selbst der Wissenschaftler im Bereich Management geht es beim Rechnungswesen lediglich darum, «die Bücher zu führen» und die laut Rechnungslegungsvorschriften erforderlichen Unternehmensergebnisse zusammenzustellen. So manch Mutiger wirft sogar die Frage auf, ob angesichts der zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung nicht die Gefahr besteht, dass die Berufszweige des Rechnungswesens von Maschinen ersetzt werden.

Auch wenn diese Gedankengänge mit Sicherheit übertrieben sind, ist es doch wichtig, über die aktuelle Lage und das künftige Potenzial des Rechnungswesens zu diskutieren. Darüber hinaus müssen Wissenschaft und Praxis einander nähergebracht werden. Dadurch ergeben sich im besten Fall bedeutende Erkenntnisse, die in Einflussfaktoren für die Berufszweige des Rechnungswesens umgewandelt werden können.

Glücklicherweise gibt es Wissenschaftler und Praxisexperten auf dem Gebiet des Rechnungswesens, die eine Vorbildrolle einnehmen und sowohl in der Theorie als auch in der Praxis massgebliche Beiträge geleistet haben. Drei von ihnen, Prof. Frank Hartmann, PhD, Prof. Dr. Margit Osterloh und Dr. Konstantin Sauer, beteiligen sich mit einem Redebeitrag am ACA-Forschungssymposium.

Neurologische Forschung zum Rechnungswesen

Im Rahmen seiner neurologischen Forschung zum Rechnungswesen entwickelte Frank Hartmann ein Verfahren zur Messung der Denk-, Verhaltens- und Arbeitsweisen von Buchhaltern. Neurowissenschaftler werfen folgende Frage auf: Sind wir rational denkende Menschen oder treffen wir unsere Entscheidungen eher aus dem Bauch heraus? Möglicherweise ist die Bedeutung des Bauchgefühls nicht nur unbestreitbar, sondern gar notwendig. Vor diesem Hintergrund deckt Frank Hartmann mit seiner Forschungsarbeit bedeutende Aspekte auf, die die Fachkräfte des Rechnungswesens prägen. Neuronales Rechnungswesen ist ein herausragendes Beispiel dafür, welchen Mehrwert die Forschung auf dem Gebiet des Rechnungswesens bringen kann, und stellt zugleich einen Vorstoss für die engere Verknüpfung der praktischen und theoretischen Welt des Rechnungswesens dar.

Theorie und Praxis

Margit Osterloh stellt beispielhaft unter Beweis, wie Wissenschaftler zwischen Theorie und Praxis Brücken schlagen und sich auf dem Kapitalmarkt und sogar in der Politik Gehör verschaffen. Ausgehend von neuesten Untersuchungen, denen zufolge der Unternehmenserfolg in erster Linie durch Faktoren ausserhalb des Einflussbereichs der Führungskräfte bestimmt wird und nicht durch die Führungsspitze selbst, forderte sie eine zufällige Ernennung von Top-Führungskräften aus einer Liste vorausgewählter Kandidatinnen und Kandidaten. Zudem setzte sie sich für die Einführung einer «Integrationsgebühr» für Geflüchtete ein, die im Gegenzug für eine sichere Einwanderung und eine Arbeitsgenehmigung geleistet werden soll. Darüber hinaus rief sie 2012 zum Boykott gegen das Handelsblatt-Einzelranking auf. Sie begründete dies damit, dass Wissenschaftler nicht allein anhand von Rankings und Einflussfaktoren beurteilt werden sollten.

Die Rolle der CFOs in Zeiten der Unruhe

Der dritte Hauptredner ist Konstantin Sauer, CFO der ZF Friedrichshafen AG, einem weltweit führenden Automobilzulieferer und Technologieführer mit mehr als 130'000 Beschäftigten. Der Absolvent der Universität St.Gallen spricht in seinem Beitrag zu folgendem Thema: «Nichts ist so beständig wie der Wandel – Die Rolle eines CFO in Zeiten der Unruhe». Als Vorstandsmitglied kümmert er sich seit 2010 um die Spannungen zwischen der Stadt Friedrichshafen – einem der Hauptaktionäre –, den weltweiten Kapitalmärkten und den starken Wettbewerbern.

Einer der Höhepunkte des Symposiums wird die Verleihung des ACA-Preises in Finanzieller Führung sein, mit dem die Tradition des Dr. Kausch-Preises fortgeführt wird. Mit einem Preisgeld von CHF 20'000 ist er einer der höchstdotierten Preise, die in Europa in diesem Bereich vergeben werden; er wird vom ACA-HSG gesponsert und von zahlreichen Unternehmen und Persönlichkeiten unterstützt. Mit diesem Preis würdigt und bekräftigt das ACA-HSG seine Verantwortung für die aktive Mitgestaltung der künftigen Entwicklungen im Bereich der finanziellen Leitung.

Verschiedenste Fachpräsentationen von Wissenschaftlern des Rechnungswesens aus aller Welt runden das Programm des Symposiums ab. Interessierte können sich noch bis zum 25. Oktober 2017 online zum ACA-Forschungssymposium anmelden.

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