Hintergrund - 07.05.2021 - 00:00 

Energie für eine nachhaltige Zukunft – eine Branche im Wandel

Eine Expertenrunde diskutierte die Themen Energie und Klimawandel. Obwohl jeder der Gäste bestrebt ist, die Weltgemeinschaft beim Erreichen der 2015 im internationalen Übereinkommen von Paris festgelegten Klimaziele zu unterstützen, war es offenkundig, dass sie völlig verschiedene Sichtweisen einnahmen.
Quelle: HSG Newsroom

 

7. Mai 2021. Eine vielfältige Gruppe von Sachverständigen traf sich am St.Gallen Symposium, um die Energiewende zu erörtern zu einer Zeit, an der sich die Weltgemeinschaft bemüht, die im Pariser Übereinkommen festgelegten CO2-Ziele zu erreichen.
 

Prof. Rolf Wüstenhagen, Professor für Management Erneuerbarer Energien an der Universität St.Gallen, moderierte die Diskussion. In seinen einleitenden Bemerkungen erwähnte er, dass zwischen den globalen Führungsmächten zwar Einigkeit über die Verringerung der Treibhausgase und das Streben nach den im Pariser Übereinkommen festgelegten Zielen zu herrschen, der effektive Ausstoss der weltweiten Treibhausgase jedoch nicht rückläufig oder zumindest nicht schnell genug rückläufig zu sein scheine. Er wies darauf hin, dass wir unseren Kohleverbrauch in den nächsten zehn Jahren um 80% zurückfahren müssen, um noch eine Chance zur Erreichung unserer internationalen Ziele zu haben.
 

Der erste Gast war Marie-Claire Graf, Mitbegründerin der Sustainability Week for Business, Vizepräsidentin für internationale Aussenbeziehungen von Swiss Youth for Climate und Präsidentin des Schweizer Verbandes studentischer Organisationen für Nachhaltigkeit, der Studierende und Nachhaltigkeit an sämtlichen Schweizer Hochschulinstitutionen unterstützt.
 

«Wir sind noch nicht auf dem richtigen Weg», sagte Graf. Sie wies rasch darauf hin, dass dies nicht nur in weit entfernten Ländern der Fall sei, sondern auch hier in der Schweiz. Graf gab auch zu bedenken, dass der Energiesektor einen Hauptanteil an Treibhausgasen verursache und deshalb auch eine grosse Rolle bei der künftigen Wende zu spielen habe.
 

Fabian Ziegler ist seit dem 1. Januar 2020 Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutsche Shell. Ziegler ist der Meinung, dass Shell bei der Energiewende eine bedeutsame Rolle spielen werde. Shell betriebe Deutschlands grösste Ölraffinerie und sei ein wichtiger Player auf dem Gebiet von Chemikalien, Erdgas, Strom, Kraftstoffgrosshandel, Schmiermittel und Bitumen. Er führte aus, dass die Umwandlung seines Geschäfts in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft, den Kunden und Partners nicht nur eine Herausforderung darstelle, sondern auch beflügelnd und motivierend sei.
 

Ziegler wies darauf hin, dass Shell eine bedeutende Rolle beim Übergang zu umweltfreundlicheren Kraftstoffen spiele. «Es gibt noch mehr zu tun. Wir müssen den Prozess beschleunigen.» Shell liefere weltweit 4.5% der fossilen Brennstoffe und engagiere sich für das Ziel von null Emissionen bis 2050. Shell prüfe den Ersatz von Öl und Kohle. «Wir versuchen, unsere Netto-Kohlenstoffbilanz hinzubekommen.» Ziegler führte weiter aus, dass Shell daran sei, das Vertrauen zurückzugewinnen und zu beweisen, dass das Unternehmen seine Energiewende ernst nehme.
 

Laut Anna Krutikov, die beim Rohstoffhändler Glencore für nachhaltige Entwicklung zuständig ist, kann ihr Unternehmen bei diesen globalen Herausforderungen ebenfalls eine Rolle spielen. Sie wies darauf hin, dass Glencore als Bergbauunternehmen die Welt mit Metallen versorge, die wir für unser tägliches Leben benötigen. Das Unternehmen beliefere nachhaltige Energiefirmen auch mit den seltenen Metallen, die für die Energiewende erforderlich sind. Ihr Unternehmen habe sich überdies verpflichtet, seine Kohlenstoffbilanz bis 2050 auf null zu drücken.
 

Henrik Andersen, CEO von Vestas Wind Systems mit Sitz in Kopenhagen, brachte etwas Hoffnung in die Diskussion. Er wies schnell darauf hin, dass sein Unternehmen Teil der Lösung sei und dass Vestas Kunden in 80 Ländern weltweit grüne Lösungen anbiete. Der Wind mache insgesamt lediglich 1% der globalen Energieerzeugung aus. Er beschrieb auch, wie seine Branche im Wandel begriffen sei, und gab zu bedenken, dass sie im Jahr 2000 zur Erreichung eines vergleichbaren Preises auf staatliche Beihilfen angewiesen war. Heute verwende sie nur 5% Subventionen auf ihren Märkten. Kritiker der Windenergie machen gerne darauf aufmerksam, dass der Bau von Windturbinen CO2-intensiv sei. Andersen führte ins Feld, dass Windturbinen aus Metall vier Monate nach ihrer Errichtung kohlenstoffneutral werden… und er erwarte, sie 30 Jahre lang betreiben zu können.
 

Obwohl das Ringen um die Erreichung der im Pariser Übereinkommen festgelegten Ziele eine Herausforderung darstellen werde, wurde sich die Zuhörerschaft klar darüber, dass die globalen Energieunternehmen beim Übergang zu saubereren, treibhausfreundlicheren Kraftstoffen eine Rolle zu spielen haben.

 

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