Leute - 26.10.2016 - 00:00 

Einsatzmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen von gesundheitlich eingeschränkten Mitarbeitenden verbessern

Arbeitsplatzanpassungen erleichtern die Weiterbeschäftigung und Inklusion von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Welche Rahmenbedingungen benötigt es, um den Erfolg solcher Massnahmen zu begünstigen? Kirill Bourovoi hat dies in seiner Dissertation untersucht.
Quelle: HSG Newsroom

27. Oktober 2016. In den meisten Industrienationen steigt der Altersdurchschnitt der erwerbstätigen Bevölkerung. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, gesundheitliche Probleme oder eine Behinderung zu entwickeln. «Auf diese Umstände reagieren Unternehmen mit Anpassungen der Arbeitsorganisation und der Arbeitszeiten oder mit ergonomischen Anpassungen des Arbeitsplatzes», sagt Kirill Bourovoi. In seiner Doktorarbeit «Workforce Aging, Health Restrictions, and Related Workplace Accommodations: The Perspective of Affected Employees» hat er neue Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen für einen deutschen Automobilhersteller im Umgang mit Mitarbeitenden mit gesundheitlichen Einschränkungen abgeleitet.

Forschungslücken schliessen

Mit einem Psychologie-Abschluss in der Tasche und mit viel Freude an Methodik und Statistik, wusste Kirill Bourovoi, dass er in die Forschungswelt tiefer eintauchen möchte. «Mir war allerdings wichtig, praxisnah zu promovieren und meine Zeit nicht ausschliesslich im Labor zu verbringen», sagt Bourovoi. Das Forschungsprojekt des Center for Disability and Integration in Kooperation mit einem deutschen Automobilhersteller hat Bourovoi überzeugt, bedeutende Forschungslücken zu gesundheitsbezogenen Arbeitsplatzanpassungen untersuchen zu können. Denn bei der damaligen Forschung zu Arbeitsplatzanpassungen war zum Beispiel sehr wenig über die Perspektive von Mitarbeitenden in körperlich anstrengenden Berufen bekannt. Zudem fokussiert die Forschung stark den US-amerikanischen Kontext.

Einfluss auf Tausende Produktionsmitarbeitende

Bourovois Dissertationsprojekt besteht aus drei Datenerhebungen, wobei die Ansichten aller relevanten Mitarbeiter-Perspektiven einflossen. Als Datenquelle dienen neben den Einschätzungen der Teilnehmenden auch objektive HR- und Produktions-Kennwerte. «Eine wichtige Erkenntnis war, mit eigenen Augen zu sehen, dass scheinbar softe Faktoren wie ‹Führungsstil› oder ‹Teamklima› sich wesentlich auf harte Faktoren wie ‹Arbeitsqualität› oder ‹Krankheitstage› auswirken können», sagt Bourovoi. Weiter sei eine offene Kommunikation bezüglich der Arbeitsplatzanpassungen wichtig für die Akzeptanz in der Belegschaft und eine erfolgreiche Umsetzung. Da die Dissertation praxisorientiert war, haben Bourovois Untersuchungen einen unmittelbaren Einfluss auf die Personal- und Produktionsprozesse des Praxispartners gehabt. Die damit abgeleiteten Handlungsempfehlungen wirkten sich auf mehrere Tausende Produktionsmitarbeitende aus. «Ich hoffe auch, dass meine Doktorarbeit dazu beiträgt, dass die Akzeptanz und Toleranz von Unterschieden weiter zunehmen.»

Erkenntnisse in der Praxis umsetzen

Nach vier Jahren Forschung hat sich Kirill Bourovoi für eine Karriere in der Praxis entschieden. Trotzdem kehrt er der Forschung nicht ganz den Rücken. «Ich finde, es gibt viele wertvolle Forschungserkenntnisse, die leider nicht in den Unternehmen ankommen oder richtig umgesetzt werden», sagt er. Mit seiner neuen Tätigkeit will er seinen kleinen Beitrag leisten, um mehr empirisch fundierte Lösungen und Methoden pragmatisch in die Praxis umzusetzen.

north