Campus - 06.08.2019 - 00:00 

«Ein Privileg, sich engagieren zu können» – Warum HSG-Studierende politisch aktiv sind.

Politische Podiumsdiskussionen gehören an der Universität St.Gallen zum festen Programm. Wie steht es aber um das politische Engagement unserer Studierenden? Drei Jungpolitiker erzählen über ihre Aktivitäten und die Verbindung zum Studium an der HSG. Von Studentenreporter Thomas Tarantini.
Quelle: HSG Newsroom

6. August 2019. Die Universität St.Gallen zeichnet sich durch ein hohes Engagement ihrer Studierenden aus. Neben den über einhundert Vereinen an der HSG engagieren sich einige Studierende auch in Politparteien. Jüngst erfreute sich die Universität St.Gallen einem positiven Politentscheid, der die Campus-Erweiterung Platztor erlaubt. Die Politik bestimmt also das Geschehen an unserer Universität zweifellos mit. Doch wo politisieren HSG Studierende und wie empfinden sie die Verbindung von Studium und Politik?

Studierende übernehmen politische Verantwortung

Andrin Monstein ist aus Zufall zur Politik gestossen. «Bei einer emotionalen Podiumsdiskussion an der Kanti habe ich mich mehrmals eingebracht. Danach nahm das Ganze seinen Lauf», erzählt der St.Galler. Bevor er in den Austausch nach London ging, präsidierte Andrin die Jungen Grünliberalen St.Gallen (jglp) für über fünf Jahre. Seine thematischen Schwerpunkte liegen in der Energiewende, Elektromobilität sowie in nachhaltigem Wirtschaftswachstum. Dem Masterstudium in Unternehmensführung (MUG) in Kombination mit dem Doppelabschluss in internationalem Management CEMS kann Andrin viel Positives für die Politik abgewinnen: «Insbesondere durch den MUG Schwerpunktbereich in Nachhaltigkeitsmanagement sowie Sustainability-Kursen im CEMS konnte ich mir neues Wissen aneignen. In einem CEMS-Kurs haben wir sogar die UNFCCC Klimaverhandlungen simuliert.»

Nachhaltigkeitsthemen und deren langfristige Bewirtschaftung sind auch Sarah Bünter wichtig. Seit Mai dieses Jahres ist die Masterstudentin in Internationalen Beziehungen (IA) Präsidentin der jungen CVP Schweiz. Die Thurgauerin engagiert sich seit 2015 aktiv in der Politik. Weitere thematische Schwerpunkte liegen in der Familien- und der Europapolitik. In der Familienpolitik ist Sarah die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die gemeinsame Elternzeit ein besonderes Anliegen: «In unserer Partei setzen wir uns für eine 18-wöchige Elternzeit ein, die sich Mutter und Vater aufteilen können. Wir erachten beide als sehr wichtig und wünschen uns daher auch eine Mindestdauer pro Elternteil.»

Positive Wechselwirkung zwischen Politik und Studium

Philipp Alex Gehrig legt in seinem Engagement viel Wert auf den Ausgleich aus nationalen und kommunalen Themen. Der jungfreisinnige IA-Bachelorstudent ist ab August Mitglied des Gemeinderats seiner Heimatsgemeinde Kloten ZH. Eines seiner zentralen Themen ist die Altersvorsorge, welche die Jungpartei der FDP mit der eigens aufgebauten Renteninitiative angehen will. In dieser Hinsicht sieht er einen Mehrwert seines politischen Engagements für sein Studium: «Die politische Arbeit gibt mir mehr Kontext, gerade bei einem komplexen Thema wie unserem Rentensystem». Ausserdem fördere die vielschichtige Tätigkeit sein Zeitmanagement. Umgekehrt begünstige auch das Studium an der Universität St.Gallen die politische Arbeit.

Dankbar zeigt sich Philipp insbesondere für das im Studium aufgebaute Netzwerk sowie für die vielen spannenden Gespräche mit Professoren, Unternehmensgründern und anderen Studierenden. Wie Sarah lobt er das interdisziplinäre IA-Studium, das vielseitige Perspektiven gibt. Sarah hebt zudem hervor, dass sie durch das Lehrprogramm in Wirtschaftsjournalismus den Umgang mit Medien und deren Sichtweise besser kennenlernte. Dies sei in der Politik ein wichtiger Bestandteil. Für Andrin ist das kritische Denken eine Haupterrungenschaft aus dem Studium, die ihm künftig in vielen Bereichen helfen wird.

Politischen Austausch an der HSG fördern

Während politisch neutrale Vereine wie Vimentis oder foraus Podiumsdiskussionen und weitere politische Veranstaltungen an der Universität St.Gallen organisieren, sind parteipolitische Vereine nicht zugelassen. Dies finden die drei Befragten nicht so schlimm. Philipp meint aber, dass auf Vereinsebene trotz dieser Einschränkung mehr gemacht werden könnte. Beispielsweise würde er gerne den politischen Austausch mit Austauschstudierenden verbessern, um Erfahrungen aus unterschiedlichen Heimatländern miteinander teilen zu können. Sarah bemängelt die untergeordnete Rolle der Schweizer Politik im IA-Studium. Es sei ihr manchmal etwas zu europalastig, was an einer Schweizer Universität schade ist. Das Bewusstsein für die Schweizer Politik und entsprechende Mitwirkungsmöglichkeiten könnte aber auch zum Beispiel mit Standpräsentationen politischer Parteien gesteigert werden – analog zu vielen weiteren Veranstaltungen an der HSG. Andrin würde sich über eine Förderung des internationalen politischen Diskurses freuen. Dabei erinnert er sich an seine Austauschuniversität: «An der LSE haben Gastreferate von hochrangigen Politikern eine lange Tradition. Die HSG mit ihrer hervorragenden internationalen Reputation könnte hier sicherlich mehr bieten.»

Wertvolle Erfahrung durch politisches Engagement

Die drei Jungpolitiker sind sich einig darin, dass politisches Engagement zwar zeitraubend sein kann, aber definitiv lohnend ist. Während sich Sarah und Andrin nun auf die Nationalratswahlen im Herbst vorbereiten, widmet sich Philipp dem baldigen Eintritt in Klotens Legislative. «Die Erfahrungen, die man durch die Politik machen kann, sind anderswo kaum in einer vergleichbaren Breite machbar. Die Arbeit ist nicht nur für das IA-Studium hilfreich, sondern auch für viele weitere Bereiche sehr spannend», sagt Sarah. «Es ist eine tolle Möglichkeit und ein Privileg, sich so engagieren zu können.»

Thomas Tarantini studiert Business Innovation (MBI) und im Lehrprogramm in Wirtschaftsjournalismus.

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