Veranstaltungen - 25.05.2012 - 00:00 

Diskussion über Bildungsqualität

«Die Zeit» stellte am 22. Mai 2012 im Rahmen des «Zeit Campus Dialogs» an der HSG das Thema Bildungsqualität zur Diskussion. Bekommen Studierende in der Schweiz die Bildung, die sie verdienen?
Quelle: HSG Newsroom

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24. Mai 2012. Profitieren die Studierenden von Bildungsausgaben? Werden im Schweizer Bildungssystem genügend Mittel am richtigen Ort eingesetzt ? Schützt ein akademischer Titel vor Arbeitslosigkeit? Oder sollte der Schwerpunkt bei der Ausbildung junger Menschen auf der Praxis liegen? Diese Fragen standen während des «Zeit Campus Dialogs» am 22. Mai in St.Gallen zur Debatte. 

Praktische Ausbildung als solide Grundlage

Auf dem Podium diskutierte Peer Teuwsen, Schweiz-Korrespondent von «Die Zeit», mit Rektor Thomas Bieger, Prorektorin Ulrike Landfester, Bildungsevaluationsexperte Dr. Urs Moser von der Universität Zürich und Ökonom Rudolf Strahm. Der langjähriger SP-Nationalrat und frühere Preisüberwacher brach zu Beginn der Diskussion eine Lanze für das Schweizer Modell des dualen Bildungswegs. Eine solide Berufslehre sorge dafür, dass junge Menschen in der Schweiz überwiegend gefeit wären vor Arbeitslosigkeit. Der Volkswirtschaftler plädierte für eine Ausbildung, die sich langfristig auszahlt: In den meisten europäischen Ländern, die mehr Schüler zur Hochschulreife und einem akademischen Abschluss führen, sei die Jugendarbeitslosigkeit deutlich höher.

Akademische Titel seien in der Schweiz traditionell nicht so wichtig wie in den Nachbarländern Österreich und Deutschland, sagte Bildungsexperte Urs Moser. «Entscheidender als der akademische Titel ist der Ruf der Bildungsstätte», ergänzte Strahm. Ein guter Ruf habe auch Nachteile für eine Institution, wandte HSG-Rektor Bieger ein. So locke die Reputation der Universität St.Gallen immer mehr Bachelor-Absolventen nach St.Gallen, um dort ihren Master-Abschluss zu machen. Ein dauerhafter Anstieg der Studierenden auf Master-Stufe sei jedoch problematisch für die Qualität der Ausbildung. «Das Master-Studium ist wegen der kleineren Seminare kostspieliger als das Bachelor- und Assessment-Studium», sagte Bieger.

Akademischen Nachwuchs fördern
Auch die mangelnde Nachwuchsförderung von Forschenden aus der Schweiz kam zur Sprache: Schweizer Ordinarien hätten es verpasst, ihre Kollegen auf dem mühsamen Weg zum Professorentitel zu begleiten, bemängelte Strahm. «Der Erfolgsfaktor Publikationsanzahl ist hinderlich für die Durchlässigkeit im Schweizer Bildungssystem», sagte der Ökonom. Bieger entgegnete, dass Wissenschaftler globale Anerkennung nur erreichen könnten, wenn sie sich dem Wettbewerb um die besten Veröffentlichungen stellten.

«Es darf nicht sein, dass ein Lebensweg zur Sackgasse wird», wandte der Rektor mit Blick auf den akademischen Mittelbau ein. Strahm erwiderte, dass die Anzahl an Publikationen nicht entscheidender sein dürfe als praktische Erfahrung in Forschung und Lehre. Um Doktoranden ausbilden zu können sei auch Publikationserfahrung wichtig, betonten Bieger und Landfester.

Befragt, in welchem Bereich die beschränkten Mittel für Bildung am sinnvollsten eingesetzt werden sollten, sagte Bildungsexperte Urs Moser: «Investitionen im Frühbereich der Bildung sind enorm wichtig.» Die grösste «Rendite» bringe die berufliche Ausbildung ungelernter Kinder aus Einwandererfamilien, betonte Strahm. Zu den Sparmassnahmen des Kantons sagte Bieger, dass auch künftig Qualität bei der Selektion von Studierenden im Vordergrund stehen solle.

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