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Dies academicus 2018

Am 26. Mai 2018 hat die Universität St.Gallen mit Universitätsangehörigen und Gästen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Bevölkerung den Dies academicus gefeiert. Prof. Gerry Georg, Ph.D., und Prof. Dr. Holger Mueller erhielten die Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaften. Bundesrichterin Dr. Martha Niquille-Eberle ist neue Ehrensenatorin. Erstmals wurden drei besonders innovative Forschungsprojekte mit dem HSG Impact Award ausgezeichnet.
Quelle: HSG Newsroom
Dies Academicus 2018

26. Mai 2018. Zahlreiche Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – darunter der Präsident des Universitätsrates, Regierungsrat Stefan Kölliker, die Nationalräte Thomas Müller und Walter Müller, Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Regierungsrat Bruno Damann sowie Vertreterinnen und Vertreter von 13 Hochschulen aus dem In- und Ausland – feierten gemeinsam den höchsten Feiertag der Universität St.Gallen, den Dies academicus.

Erfolg dank Mehrwert durch persönliche Begegnungen

Rektor Thomas Bieger eröffnete den Festakt und sprach in seiner Rede zum Thema «Universität 4.0 – Vom Lehren und Lernen». Bieger kam zu vier Schlussfolgerungen und Herausforderungen, die sich für die Universität St.Gallen und ihre Dozierenden aus der immer stärkeren Digitalisierung und Vernetzung unserer Welt ergeben. Erstens müsste menschliche Arbeit heute einen Mehrwert gegenüber Maschinen aufweisen. Dieser Mehrwert, auf den gerade auch Hochschulstandorte angewiesen seien, entstehe durch Intelligenz, die auf einem höheren Lernniveau beruhe, als es die künstliche Intelligenz aufweise. Für Universitäten bedeute dies, dass sie noch mehr auf den Austausch mit Praxis und Forschung sowie auf das forschungsbasierte Lernen der Studierenden fokussieren müssen. Zweitens setzen nur physische Begegnungen Lernprozesse in Gang, die «Distance Learning» nicht ermöglichen könne. Dafür benötige es neben Ausbildung und Training neue Lernmethoden, die neue Einsichten ermöglichen und auch das Verhalten beeinflussen. «Die universitäre Lehre muss dieses neue Lernen ermöglichen», sagte Thomas Bieger. Deshalb brauche es drittens, neue Kompetenzen der Dozierenden. Als Kuratoren und Coaches stünden sie nicht mehr zwischen dem Wissen und den Studierenden, sondern würden ihnen den direkten Weg zum Wissensfundus im Netz und in den Büchern, zu Praktikern oder Mitstudierenden zeigen und sie unterstützen. Viertens, benötige es dafür auch neue Infrastrukturen, die über traditionelle Unterrichtsräume und Hörsäle hinausgingen. Zum Schluss betonte Bieger, dass die Universität mit dem geplanten, durch Donationen finanzierte HSG Learning Center diesen Herausforderungen nachkomme und Arenen für Debatten, multimediale Terminals für den Wissenszugang sowie inspirierende Begegnungszonen für den Austausch zwischen Forschenden und Studierenden schaffe: «Mehrwert durch persönliche Begegnung und Präsenz im Zeitalter der Digitalisierung mit virtueller Realität – das ist notwendig und das ist unser Programm.»

Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter
«Wohin die Entwicklung der universitären Lehre geht und wie schnell sie sein wird, wissen wir nicht», sagte Prof. Dr. Sarah M. Springman, Rektorin der ETH Zürich, in ihrer Frestrede. Dennoch liessen sich einige Prognosen zu den Konstanten und den Variablen der universitären Lehre wagen. Dabei sei das «Was» – die Inhalte – vom «Wie», den Methoden, zu unterscheiden. Die Digitalisierung beträffe alle Wissenschaftsgebiete und Studienrichtungen, von den Naturwissenschaften über die technischen Wissenschaften bis zu den Sozial- und Geisteswissenschaften. Deshalb müssten alle Studiengänge digitale Lerninhalte vermitteln wie Datenanalyse, Programmierung oder fortgeschrittene Anwendung von Standardsoftware. Zudem müssten digitale Kompetenzen vermittelt werden wie Modellierungen oder Simulationen in den Natur- und technischen Wissenschaften oder die Verarbeitung grosser Datensätze in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Die neuen Technologien würden phantastische Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Lehrmittel und neuer Lehrmethoden bieten und könnten helfen, die Qualität der Lehre auch bei grossen Studierendenzahlen hoch zu halten oder gar zu verbessern. Die Digitalisierung verändere die Formen der Wissensvermittlung; zentral für die universitäre Lehre bleibe aber die persönliche Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden.

Eine studentische Reflexion zum humanistischen Bildungserbe
In seiner Rede hinterfragte Luca Serratore, Studentenschaftspräsident 2017/2018, das Selbstverständnis der Universität. So gelte die HSG zu Recht als eine der führenden Wirtschaftsuniversitäten Europas. Jedoch sollte nach Ansicht des studentischen Vertreters nicht unbedingt die Wissensvermittlung an erster Stelle stehen, sondern es sollte versucht werden, das Bewusstsein für die Verantwortung der Universitäten und der Studierenden gegenüber der Gesellschaft vermehrt zu fördern. Mit den zunehmend komplexen Problemstellungen auf der Welt sei es umso wichtiger, dass das vermittelte Wissen genutzt werde, um für die ganze Gesellschaft einen Mehrwert zu schaffen. Luca Serratore appellierte an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen, sein Studium sinnvoll zu nutzen und kam zum Schluss, dass die heutige Lehre einen breiteren, fächerübergreifenden Ansatz verfolgen müsse, welcher von einer ständigen kritischen Reflexion begleitet werde. Nur so könne man den Studierenden ein besseres Verständnis für das Wesentliche vermitteln.

Eine neue Ehrensenatorin und zwei neue Ehrendoktoren

Bundesrichterin Dr. Martha Niquille-Eberle wurde in diesem Jahr die Würde einer Ehrensenatorin verliehen. «Die Universität St.Gallen (HSG) würdigt ihr langjähriges, vielfältiges Engagement für die Law School als Alumna, ehemalige Assistentin und Lehrbeauftragte sowie als Mitglied des Beirats der Law School, in den sie ihre Perspektive der höchstinstanzlichen Richterin einbringt.»

Mit der Ehrendoktorwürde wurden folgende Persönlichkeiten geehrt:

  • Prof. Gerry Georg, Ph.D., von der Lee Kong Chian School of Business an der Singapore Management University: «Die Universität St. Gallen würdigt mit der Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaften (Dr. oec. h. c.) seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen im Bereich des Strategischen Managements, Innovation und Entrepreneurship.»
  • Prof. Dr. Holger Mueller von der Leonard N. Stern School of Business an der New York University: «Die Universität St.Gallen ehrt mit der Ehrendoktorwürde der Wirtschaftswissenschaften (Dr. oec. h. c.) seine herausragende Forschung im Bereich der theoretischen und empirischen Unternehmensfinanzierung.»

Herausragende Leistungen geehrt
Mit dem neu geschaffenen HSG Impact Award wurden drei besonders innovative und relevante Forschungsprojekte ausgezeichnet: Der «Global Trade Alert» von Prof. Simon Evenett, Ph.D., die «Open Source Behavioral Intervention Platform MobileCoach» von Dr. Tobias Kowatsch sowie das Projekt «Futuricum - Die Erfolgsgeschichte der E-Mobility» von Martin Meier, Prof. Dr. Moritz Loock, Angela Honegger.

Stellvertretend für die mobile Bank «N26» ist Valentin Stalf zum «HSG Gründer des Jahres 2018» gekürt worden. Der Preis der Werner Jackstädt-Stiftung ist mit 10'000 Schweizer Franken dotiert.

Die Fondation Latsis Internationale, Genf, verleiht jährlich an ausgewählten Universitäten der Schweiz einen grosszügigen Preis mit dem Zweck, junge Forscherinnen und Forscher zu fördern. Den Latsis-Preis 2018 erhielt Dr. Dimitrios Georgakakis (PostDoc Research Fellow).

Der Lateinamerikapreis für Dissertationen an Schweizerischen Universitäten, verliehen durch den Fonds zur Förderung der Lateinamerikaforschung der HSG, wurde an Diego Enrique Silva Garzon verliehen.

Die Studentenschaft der HSG verlieh zwei Preise: Der Preis für exzellente Lehre – der Credit Suisse Award for Best Teaching – ging an Prof. Dr. Elgar Fleisch, Ordentlicher Professor für Technologiemanagement mit besonderer Berücksichtigung des Operations Management. Den Mentorpreis wurde an zwei Personen verliehen: An Dr. Urs Landolf, Präsident HSG Alumni, sowie an Prof. Dr. Sascha Spoun, Gastprofessor für Universitätsmanagement.

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