Forschung - 23.08.2016 - 00:00
24. August 2016. Unter dem Titel «Midweek Effect on Performance: Evidence from the German Soccer Bundesliga» haben Dr. Alex Krumer und Prof. Dr. Michael Lechner vom Schweizerischen Institut für Empirische Wirtschaftsforschung (SEW-HSG) die Daten von nicht weniger als 1908 Fussballspielen der letzten zehn Jahre ausgewertet. Ihre ökonometrische Analyse hat gezeigt, dass Austragungen in der Wochenmitte nicht nur weniger Publikum ins Stadion locken und niedrigere TV-Einschaltquoten erreichen, sondern auch einen Heimvorteil von praktisch Null haben. Für die Mannschaften mit häufigeren Heimspielen unter der Woche kann dies ein schlechterer Platz auf der Schlussrangliste und weniger Clubeinnahmen bedeuten.
Bekanntes Phänomen «Heimvorteil»
«Der Heimvorteil ist in vielen Sportwettkämpfen ein bekanntes Phänomen. Es besagt, dass die Heimmannschaft bei einem ausgewogenen Heim- und Auswärtsspielplan mehr als 50 Prozent der Begegnungen für sich entscheidet. Gemäss unserer Analyse verringert sich jedoch der Punktunterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen von 0,49 am Wochenende auf praktisch Null in der Wochenmitte», betonen die beiden HSG-Forschenden.
Würden nun alle Mannschaften der deutschen Bundesliga gleich oft unter der Woche in ihrem Heimstadion spielen, wären die Voraussetzungen für alle gleich. Dies ist aber laut Alex Krumer und Michael Lechner nicht der Fall. «Einige Mannschaften bestreiten in ihrem Heimstadion weniger Spiele in der Wochenmitte als andere. Deshalb sind sie bei den gegenwärtigen Spielplänen benachteiligt.»
Alex Krumer und Michael Lechner veranschaulichen am Beispiel des SC Paderborn, wie sich ein unausgewogener Spielplan auf den Tabellenplatz und die Einnahmen der Clubs auswirken kann. «Natürlich behaupten wir nicht, dass der Hauptgrund für den Abstieg des SC Paderborn darin bestand, dass diese Mannschaft ihren engsten Rivalen zu einem Heimspiel unter der Woche empfangen musste. Doch zeigt sich, dass Auswirkungen auf die Schlussrangliste und somit auch auf die künftigen Einnahmen möglich sind.» Zudem lockten die Spiele unter der Woche wesentlich weniger Zuschauer an, was sich wiederum in niedrigeren Einnahmen niederschlagen könne.
Ausgewogener Spielplan erhöht Fairness
Und was bedeuten die Erkenntnisse der Analyse für die kommende Bundesliga-Saison? «Wie in früheren Jahren werden auch diesmal Spiele unter der Woche abgehalten», halten Alex Krumer und Michael Lechner fest. Beispielsweise werde der SC Freiburg, der in die Bundesliga aufgestiegen sei, nur ein Heimspiel und drei Auswärtsspiele unter der Woche bestreiten. Dagegen habe der FC Ingolstadt zwei Heimspiele unter der Woche auf dem Plan. «Und was noch bedeutsamer ist: Diese Spiele sind gegen den SC Freiburg und Eintracht Frankfurt, das den Abstieg nur im Play-Off vermeiden konnte.» Unter der Annahme, dass diese drei Mannschaften an der Abstiegsrunde teilnehmen würden, seien der SC Freiburg und Eintracht Frankfurt gegenüber dem FC Ingolstadt unfair bevorteilt.
Nach Ansicht der beiden HSG-Forschenden lohnt es sich für die Geschäftsleitung der Bundesliga, die unter der Woche abzuhaltenden Spiele gleichmässig unter denn Mannschaften zu verteilen. Wenn zum Beispiel in der ersten Saisonhälfte ein Match unter der Woche zu bestreiten ist, sollte dies auch in der zweiten Saisonhälfte der Fall sein. Und zwar mit denselben Mannschaften, auch wenn dafür die Reihenfolge der Spiele in beiden Saisonhälften geändert werden muss. «Dieser ausgewogenere Spielplan erhöht die Fairness des Turniers», betonen Alex Krumer und Michael Lechner.
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