Veranstaltungen - 13.06.2016 - 00:00 

Dauerbrenner Korruption

Systematische Korruption ist in vielen Ländern Lateinamerikas selbstverständlich. Zugleich setzen Schweizer KMUs und multinationale Unternehmen vor Ort auf null Toleranz gegenüber Korruptionspraktiken. Wie können sie in so einer Umgebung dennoch erfolgreich Geschäfte tätigen? Das fragte das Centro Latinoamericano-Suizo (CLS-HSG) auf der Tagung «Korruption als Herausforderung für Schweizer KMUs in Schwellenländern».
Quelle: HSG Newsroom

14. Juni 2016. Einen eindringlichen Erfahrungsbericht lieferte Franco Langsam. Langsam war viele Jahre als Berater für internationale Pharmakonzerne in Mexiko tätig. Dabei erlebte der Schweizer eine breite Palette an Korruptionsversuchen. Auf die reagierte er stets eindeutig, wie er erzählt, und das zeigte Wirkung. «Ich wurde durch freundliches und verbindliches Auftreten als konsequente Firma und Vertreter akzeptiert.»

«Am Ende wurden Beamte entlassen»

Zum Beispiel als er die Aufgabe hatte, Waren über den Zoll zu bringen. «Der Zollbeamte bot mir feine Dinner und Übernachtungen in luxuriösen Hotels an. Damit wurde die Einladung verbunden, regelmässig vorbei zu kommen und zu schauen, ob die Waren den Zoll auch wirklich passieren.» Langsam wählte dann einen anderen Zollagenten aus. Oder als es einmal darum ging einen Zulassungsantrag schneller zu erhalten. Auf seine Anfrage hin boten ihm Beamte fragwürdige Dienste an. Diese wollte Langsam nicht akzeptieren: «Ich schmiedete Netzwerke, wir gingen gegen die Beamte vor und am Ende wurden sie entlassen. Anschliessend sorgte die Behörde dafür, dass die Prozesse schneller laufen.»

Grosser Reputationsschaden für börsennotierte Unternehmen

Eindringlich weist der Berater auf drohende Imageverluste im Fall von krummen Geschäften hin: Einem Unternehmen drohten hohe Reputationsverluste, wenn ans Licht kommt, dass es in Korruption verwickelt ist. Der Wert eines börsennotierten Unternehmens könne dann schon mal um 30 Prozent fallen. Langsam rät den Verlockungen kurzfristigen Handelns zu widerstehen. Gerade bei grossen Unternehmen sei langfristiges Handeln wichtig. Das heisst vor allem: «Machen Sie nur transparente Geschäfte und verfallen Sie nicht in Abhängigkeiten. Auch wird es sich rumsprechen, wenn Sie Korruption ablehnen.»

Wie lässt sich Korruption abwehren?

Am Schluss seines Erfahrungsberichts gibt der Berater noch fünf Tipps, wie Unternehmer die Korruptionsfalle umgehen können: Erstens sind Bestechungsversuche gesetzeswidrig – sie sollten vor Ort gemeldet werden. Zweitens sollte man weder Geldgeschenke noch Zuwendungen geben oder akzeptieren. Man sollte, drittens, kein Bargeld an Behörden geben. Viertens, im Fall von Korruptionsversuchen sollte man die Compliance der eigenen Firma rekrutieren. Und fünftens sollte man immer die Angemessenheit von Leistung und Gegenleistung prüfen.

Korruption nicht immer leicht auszumachen

In der anschliessenden Diskussion wurde vom Publikum eine wichtige Frage aufgeworfen: Was ist eigentlich Korruption? In der Praxis sei es nicht immer leicht, Korruption auszumachen. So gehören in manchen Ländern Geschenke wie selbstverständlich zur Geschäftsabwicklung dazu. Auch: Wie lässt sich das opulente Geschäftsessen im gehobenen Restaurant einordnen? Auch hier kann transparentes Kommunizieren weiter helfen. Das heisst, solche Fragen und Unsicherheiten im eigenen Unternehmen offen thematisieren.

Die Autorin, Dana Sindermann, ist wissenschaftliche Assistentin am Institut für Wirtschaftsethik. 

Bild: 1100 / photocase.de

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