Veranstaltungen - 10.02.2015 - 00:00 

Beeinflusst durch die Stickereizeit

Der St.Galler Architekt und Denkmalpfleger Martin Schregenberger erklärt in sechs Vorlesungen, wie die gesellschaftlichen Veränderungen der Stickereizeit die St.Galler Architektur beeinflusst hat. Die öffentliche Vorlesungsreihe beginnt am 23. Februar.
Quelle: HSG Newsroom

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16. Februar 2015. Die Bevölkerung der Stadt St.Gallen verzehnfachte sich während der Stickereizeit. Dank der Textilindustrie kamen neue Bewohnerinnen und Bewohner in die Stadt: aus ländlichen Gebieten, aber auch aus Europa und den USA. Diese Periode war gekennzeichnet einerseits vom technischen Fortschritt, andererseits von der Professionalisierung diverser Branchen: Handel, Versorgung, Verwaltung, Bildung, Sozial-, Gesundheitswesen, Justiz, etc. Wie dies die St.Galler Architektur beeinflusst hat, erklärt der St.Galler Architekt und Denkmalpfleger Martin Schregenberger anhand von sechs Stickereigeschichten.

Baumeister und Textilhändler

Der erste Abend, der 23. Februar, ist dem Baumeister Max Högger und dessen Architekten gewidmet. Als Högger den Auftrag für den Bau des Städtischen Lagerhauses (Davidstrasse 40-46) erhielt, stellte er den begabten Alfred Cuttat ein. Cuttats Aufstieg und Fall ist typisch für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt in der Stickereizeit.

Die Firma des Hamburger Textilhändlers Moses Iklé geht bankrott. Seine vier Söhne versuchen es in St.Gallen und haben Erfolg. Den Iklé Frères gehört der zweite Vorlesungs-Abend, der 2. März. Schregenberger erzählt von ihrem Geschäft, ihrem Architekten und ihren Bauten, darunter das Haus Washington (Rosenbergstrasse 20-22).

Architekten und Bauherren
Karl August Hiller ist der Protagonist des dritten Abends, dem 9. März. Die Geschichte des tüchtigen Architekten, der eine «Frau aus gutem Haus» heiratet und nebst vielen anderen die Häuser Ekkehard und Praxedis (Hadwigstrasse 4-6) baut. Sie verliert ihn an die Arbeit.

Die Firma Dürtscher und Scheier errichteten Miethäuser für den Mittelstand, auch die Häuser mit den ungeraden Nummern an der Wildeggstrasse 1-15. Geräumige Wohnungen, klare Grundrisse und viel Umschwung. Wieso es dafür grobe Medienschelte gab, berichtet Schregenberger am 16. März, am vierten Abend.

Kaufleute und Firmen

Am fünften Abend, dem 23. März, dreht sich alles um die Familie Fenkart: Zwei Brüder, beides Kaufleute, erfolgreiche Unternehmer. Sie lassen bei den besten Architekten bauen, zum Beispiel das Haus Oceanic (St.Leonhardstrasse 20). Beide steigen aus dem Stickereigeschäft aus, bevor es zu spät ist. Jeder auf seine Weise.

Der letzte Abend, der 30. März, gehört zwei Firmen. Die «Unionbank» finanzierte grosse Industrieprojekte in der Stickereizeit. «Helvetia» ermöglichte mit ihren Transportversicherungen den Welthandel. Die Selbstdarstellung der beiden Firmen zeigt sich in ihren Prestigebauten: dem «Bankvereingebäude» mit dem Broderbrunnen (Neugasse 54) und dem angebrochenen Helvetiagebäude mit seinen Partnerbauten an der Kreuzung St.Leonhard-/Kornhausstrasse.

Die sechs Vorlesungen finden an der Universität St.Gallen im Raum HSG 01-014 statt. Sie beginnen montags um 18.15 Uhr. Daten: 23.2., 2.3., 9.3., 16.3., 23.3. und 30.3.2015.

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