Forschung - 22.10.2018 - 00:00 

Autonomes Fahren trifft auf Skepsis in der Schweiz

Autofahren mit freien Händen, die Technologie am Steuer: Was in China, der Türkei oder Brasilien als attraktive Fortbewegung gilt, wird in der Schweiz noch mit Skepsis betrachtet. Dies zeigt eine Studie, die das SBB Lab der Universität St.Gallen in Zusammenarbeit mit Alphabet Fuhrparkmanagement (Schweiz) AG durchgeführt hat.
Quelle: HSG Newsroom

22. Oktober 2018. In der Online-Umfrage gaben 2000 Personen in der Schweiz Auskunft zu Kundennutzen und Akzeptanz von autonomen Fahrzeugen. Mehr als die Hälfte der Befragten sind nicht an der Nutzung eines vollautonomen Fahrzeugs interessiert.

Die Studie ergibt ein differenziertes Bild bezüglich der Akzeptanz vom autonomen Fahren in der Schweiz. Zwar werden bereits heute Systeme zur Fahrunterstützung wie der Park- und Stau-Assistent oder der Abstandsregeltempomat geschätzt. Dennoch wird das autonome Fahren in der Schweiz mit zunehmendem Autonomiegrad eher abgelehnt. Je weniger der Fahrer in das Fahrgeschehen eingreifen kann, desto grösser ist seine Skepsis gegenüber dieser Technologie. Insbesondere für Personen, die noch keine Erfahrungen mit heutigen Assistenzsystemen gemacht haben, ist die Vorstellung unangenehm, die Kontrolle abzugeben und der Technologie vertrauen zu müssen.

Mehr Zeit, weniger Kraftstoff, fehlende Fahrfreude

Gemäss der Studie werden aber auch positive Aspekte erkannt. So werden die Vorteile des autonomen Fahrens im niedrigeren Kraftstoffverbrauch, dem Zeitgewinn, einem besseren und sichereren Verkehrsfluss sowie in der Mobilität im Alter gesehen. Diesen Vorteilen stehen aber verschiedene Unsicherheiten und Hemmnisse gegenüber: Neben der Sicherheit werden vor allem Bedenken bezüglich Haftungsfragen und Datenschutz geäussert. Auch die Angst vor dem Verlust von Kontrolle und Fahrspass ist präsent. Viele befragte Personen äussern zudem Bedenken bezüglich der erwarteten hohen Kosten, die das autonome Fahren mit sich bringen könnte.  

Die neuen Freiheiten, die mit den intelligenten, autonomen Fahrzeugen einhergehen, werden von den Befragten mit Vorbehalt aufgenommen. Statt sich während der Fahrt in einem vollautonomen Auto anderen Beschäftigungen zuzuwenden und beispielsweise zu lesen, geben viele an, während der Fahrt weiterhin aktiv das Verkehrsgeschehen beobachten zu wollen. Immerhin würde knapp ein Viertel aller Befragten in der Schweiz ohne zu zögern eine Probefahrt in einem vollautonomen Fahrzeug unternehmen.  

Autonom fahren ohne Fahrzeugbesitz

Die Mehrheit der Befragten sprach sich für die Möglichkeit aus, ein autonomes Fahrzeug bei Bedarf zu nutzen, aber nicht mehr unbedingt besitzen zu wollen. Viele würden kein eigenes Fahrzeug mehr kaufen. «Ein Grund dafür könnte sein, dass die persönliche Beziehung zu einem Fahrzeug abnimmt, wenn man es nicht mehr selbst aktiv steuert», sagt Studienleiter Prof. Dr. Christian Laesser.  

Fazit der Studie: Die Technologie für das autonome Fahren mag schon fast bereit sein, die Menschen sind es aber noch nicht. Sie müssen die neuen Technologien erleben können und sich an sie gewöhnen, um ihr das nötige Vertrauen schenken zu können.

Bild: Fotolia / Scharfsinn

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