Öffentliche Vorlesungen 

Zeitgeschichte

Die Hitler-Jugend in der Schweiz und in St.Gallen
Datum

Mi. 12.04.2023

Uhrzeit

18:15 - 19:45 Uhr

ReferentIn

Dr. Martin J. Bucher

Ort

Raum für Literatur, Postgebäude am Bahnhof St.Gallen
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Kosten

Semesterpass für 20 Franken

Kalender

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Im Jahr 2021 haben die gemeldeten Fälle von rassistischer Diskriminierung und Antisemitismus in der Schweiz einen neuen Spitzenwert erreicht. Besonders betroffen waren dabei Arbeit und Bildung. Ausserdem traten mehr Fälle von Verharmlosung des Holocaust und von antisemitischen Verschwörungstheorien auf. Angesichts dieser aktuellen Entwicklungen will die Vorlesungsreihe verschiedene Aspekte von Rassenideologie, Antisemitismus und Judenhass vorstellen und diskutieren.

Die Vorlesungsreihe beginnt mit der Vorlesung von Martin J. Bucher über die Hitler-Jugend (HJ) in der Schweiz.
Er zeigt, wie die deutschen Nationalsozialisten ihre Landsleute in der Schweiz indoktrinierten und versuchten, sie zu glühenden Nazis zu machen. Auf ihrem Höhepunkt 1943 hatte die Hitler-Jugend in der Schweiz rund 2500 Mitglieder an knapp 50 Standorten. Dies zeigt ihren Erfolg. Der HJ-Standort St.Gallen wurde am 20. Januar 1935 gegründet und existierte bis zu seinem Verbot im Mai 1945 unbehelligt.

In der zweiten Vorlesung wird die ineinander verwobene Geschichte von Rassenforschung und Humangenetik rekonstruiert. Das Schweizer Fallbeispiel rückt die bisher nur unzureichend erforschten transnationalen Dimensionen der Vererbungs- und Rassenforschung in den Mittelpunkt. Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschten in kolonialen Kontexten und arbeiteten intensiv mit Forschenden im Dritten Reich zusammen. Gerade aufgrund ihres Status als «neutraler Kleinstaat» galt die Schweiz dabei als besonders geeignet, um eugenisch relevante Vererbungs- und Rassenfragen – scheinbar rein wissenschaftlich und unabhängig von den politischen Interessen der expansiv ausgerichteten Grossmächte – zu erforschen.

Die Vorlesungsreihe schliesst mit einer Betrachtung über Auseinandersetzungen mit dem Judentum im frühneuzeitlichen Basel. Zwischen 1400 und 1800 gab es in Basel keine jüdische Gemeinde. Kann deswegen von einer «Stadt ohne Juden» gesprochen werden, wie dies gelegentlich vorgeschlagen wurde? Es werden unterschiedliche Formen von Präsenzen des Jüdischen analysiert. Vom hebräischen Buchdruck über jüdische Figuren in festlichen Bühnenspielen bis hin zu Debatten rund um die kriegerischen Auseinandersetzungen Europas mit dem Osmanischen Reich: Jüdisches war in unterschiedlichen Formen omnipräsent und prägte die Region weit über die Grenzen der Stadt am Rheinknie hinaus.


Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum für Literatur, Postgebäude am Bahnhof St.Gallen (Eingang Südseite, St.Leonhard-Strasse 40, 3. Stock, Lift vorhanden)

12. April
Die Hitler-Jugend in der Schweiz und in St.Gallen
Dr. Martin J. Bucher, Lehrer und Autor, Zug

26. April
Laboratorien der Vererbung
Dr. Pascal Germann, Institut für Medizingeschichte, Universität Bern

10. Mai
Stadt ohne Juden? Präsenz in der Absenz zwischen 1397 und 1650
Dr. Andreas Berger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Basel

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